Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1821 April 15. 
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druss machen wird. Er dringt mit einem Anschein von Billigkeit, die 
ihm schon in den englischen Journalen einige Fürsprecher erworben 
hat, auf eine genaue Untersuchung seiner vorgeblichen Erfindung. 
Diese wird aber höchst wahrscheinlich in so dunkle und unverständ 
liche Formeln gehüllt sein, dass diese Untersuchung sehr schwierig 
wird, und bei einem missbilligenden Urtheil wird er immer die Aus 
flucht haben, „ihr seid zu unbewandert in meiner höheren Mathematik, 
der einzig wahren, um mich zu verstehen; diese müsst ihr erst von 
mir lernen“. Der Umstand, dass er Young einen von diesem aner 
kannten Fehler in seiner Refraktionsrechnung gezeigt hat, giebt ihm 
bei Laien einen grossen Kredit. 
Wie mir Oltmanns schreibt, sind 2 Exemplare des Precis von 
Krayenhoff, die allerletzten, die noch vorräthig waren, für uns unter 
wegs. — In seinen Bemühungen, die ErAiLLY’schen Dreiecke zu er 
halten, ist er nicht glücklich gewesen. Ich hoffe aber, dass Ihr drin 
gender Brief an La Place gute Wirkung hervorbringen wird, der mir 
ungemein passend eingerichtet scheint. — Müffling schreibt Ihnen 
wohl nicht, wie man die Längen-Differenz zwischen Paris und Berlin 
annehmen oder noch künftig schärfer zu bestimmen suchen wird? Ueber- 
haupt mit welcher Abplattung soll man diese Triangel zwischen Paris 
und Berlin reduciren? Die unmittelbare Vergleichung der französischen 
und englischen Messungen scheint die hier passende lokale Abplattung 
sehr gross, etwa zu geben. — Dass die berühmten Mondgleichungen, 
die Breiten-Gleichung —y sin ([ und die Längen-Gleichung z sin £>, 
nach den bisher dabei gebrauchten Beobb. die Koefficienten zu be 
stimmen, nichts Zuverlässiges über die Erdabplattung geben können, 
hat mir unlängst Oltmanns erwiesen. 
Der neue, nach New-South-Wales gehende Gouverneur, Sir Th. 
Brisbane, selbst ein Liebhaber und Kenner der Astronomie, will wirk 
lich auch dort eine Sternwarte errichten. — Ueber die projektirte 
Hamburger Sternwarte erwartete man die Entscheidung des Senats. 
Der Kostenanschlag war auf 24000 Mark (noch nicht 11000 fl. in 
Gold) berechnet. — Es ist mir aber nachher ein Umstand bekannt ge 
worden, der vielleicht dies hamburgische Projekt noch weit hinaus 
setzen könnte. 
No. 416. Olbers an Gauss. [227 
Bremen, 1821 April 15. 
Endlich kann ich Ihnen das gestern erhaltene Précis von Krayen- 
hoff schicken. Da ich zwei Exemplare bekommen habe, so bitte ich
	        
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