Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1821 Juni 15. 
109 
auf schieben, Ihnen für die grosse Freude, die Sie mir dadurch gemacht 
haben, herzlichst zu danken und Sie um die Fortsetzung dieser mir so 
willkommenen Notizen inständigst zu bitten. Ich sehe die grossen 
Unbequemlichkeiten, die die nächtlichen Beobb. mit den Reverberes 
haben müssen, vollkommen ein und bin äusserst neugierig auf Ihre 
ersten Versuche mit den von Ihnen so scharfsinnig erfundenen Helio 
staten. Möchten diese doch erst fertig sein! Auch diesen wird oft die 
Witterung nachtheilig sein, da wir so selten recht heiteren Himmel 
haben, und auch manchmal, wenn der Beobachter Sonnenschein hat, 
eine Wolke den entfernten Heliostat beschatten kann. 
Ich gestehe es, ich habe gleich gefürchtet, dass Sie mit Ihrem 
Kostenanschlag, so wie Sie mir ihn zu 1500 U St. oder 9—10000 Rtlilr. 
angaben, bei weitem nicht ausreichen werden. Die Signale, Trans 
porte u. s. w. werden wahrscheinlich ungleich höher kommen, als sie 
eigentlich kosten sollten, weil der Eigennutz Arbeitslohn, Material u. s. w., 
da man weiss, dass Sie es ausgeführt und zur bestimmten Zeit ausge 
führt haben müssen, ungebührlich steigern wird, besonders in Gegenden, 
wo keine Konkurrenz stattfinden kann. Auch werden sich weit mehr 
ausserordentliche Ausgaben finden, als man vorher veranschlagen zu 
müssen glaubte. 
Bisher haben Sie mir nur den Hauptmann Müller und den Lieutenant 
Hartmann genannt. Wer ist mehr in Ihrem Gefolge? Können Sie 
einem Ihrer Gehiilfen allenfalls die Messung der Winkel auf einer 
Station allein vertrauen? Ich wünsche so sehr, lieber Gauss, dass Sie 
Ihre uns allen und der Wissenschaft so kostbare Gesundheit bei diesem 
so angreifenden Geschäft möglichst schonen mögen. Das Nachtwachen 
auf den Bergen unter freiem Himmel kann Ihnen unmöglich gut sein. 
Von Schumacher’s Operationen höre ich noch nichts. Seine beiden 
letzten Briefe an mich bestanden nur aus wenigen Zeilen, die blosse 
Anfragen enthielten, ohne im Geringsten etwas von seinen Plänen oder 
Beobb. zu erwähnen. 
Sie haben vollkommen Recht, dass Krayenhoff bei seinen Rech 
nungen auf alle Fälle die Abplattung zu gross angenommen hat. Wenn 
Sie Ihre Berechnungen über die Lage von Göttingen gegen Paris 
machen, und es ist Ihnen möglich, so theilen Sie mir doch gütigst 
so viel von Ihrer Rechnungs-Methode mit, mein theuerster Freund, 
dass ich Bremens geographische Position nach denselben Formeln be 
rechnen kann. 
Unseres trefflichen Encke Untersuchungen über den Kometen in 
der Jungfrau 1819 x ) wird er Ihnen selbst mitgetheilt haben. Es ist 
a ) Komet 1819 IV, für welchen Encke eine Umlaufszeit von ca. 5 Jahren fand. Krm.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.