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Olbers an Gauss. Bremen, 1821 Juli 17.
[aufzudecken], die sonst noch lange, vielleicht immer verborgen bleiben
würden, zu Vorlesungen oder den kleinen mechanischen Vorarbeiten bei
astronomischen Beobb., die ein massig geschickter Gehülfe besorgen
könnte, verschleudern müssten. Bei freier Wohnung, was in Hamburg
und Bremen viel sagen will, sind 6000 Mark zu einem anständigen,
sorgenfreien Leben hinreichend, da Sie den eitlen, keinen reellen Genuss
gewährenden Luxus der verschwendenden Hamburger weder mitzumachen
brauchen, noch mitzumachen wünschen werden. Mehr als Sie mir an-
zeigen, bringt kaum eine der ältesten Senator-Stellen in Bremen ein.
Welche Geschäfte man in Hamburg von Ihnen verlangt, sagen Sie mir
nicht, wahrscheinlich die Hauptdirektion der Sternwarte, wobei dann
ein brauchbarer, völlig subordinirter Gehülfe nicht fehlen wird. —
Mir würde Ihre grössere Nähe — da man jetzt bei der guten Ein
richtung der Wege und Posten in 14 Stunden von Hamburg in Bremen
sein kann — unendlich angenehm sein.
Auch Berlin wird sehr in Ueberlegung zu ziehen sein, da der Ruf
dahin vielleicht ähnliche pekuniäre Vortheile und Ihnen zusagende Ver
hältnisse anbieten wird. Wahrscheinlich ist auch hier eine Stelle bei
der Akademie oder der Sternwarte, die nach Bode’s doch wohl nicht
lange mehr ausbleibendem Abgänge nothwendig eine vollkommenere
Einrichtung und Ausrüstung erhalten wird und erhalten muss, und
nicht bei der eigentlichen Universität gemeint.
Aber, mein geliebter Freund, Sie werden selbst überzeugt sein,
dass man Sie in Hannover nicht leicht entlassen, sondern Sie durch
bessere Bedingungen und Vortheile in Göttingen zurückzubehalten suchen
wird. Ist es nun Ihr fester Wille, Göttingen zu verlassen, so kann
freilich diese wichtige Angelegenheit nicht sorgfältig genug überlegt
werden, und es ist sehr gefügt, dass Sie alle Entscheidung noch zurück
zuhalten suchen. Wären Sie aber aus Rücksichten, deren Sie erwähnen,
die ich aber schlechterdings nicht begreifen und beurtheilen kann, ge
neigt, dann in Göttingen zu bleiben, wenn sich Ihre dortigen Verhält
nisse mehr .nach Ihren Wünschen gestalten sollten, so würde ich rathen,
den Ruf nach Berlin bald zu veranlassen. Todesfälle oder andere Zufälle
können leicht in den Ansichten oder dem Einflüsse der Behörden, die
einen solchen Ruf bewirken können, Veränderungen machen, z. B. ein
Krieg oder dergleichen. Hier müsste man, meine ich, diese Angelegen
heit nicht zu lange aufschieben, sondern die gegenwärtigen Umstände
benutzen. Sie könnten dann sich in Hannover solche Bedingungen ver
schaffen, die Sie von allem, was Ihnen jetzt Ihre Lage in Göttingen
unangenehm macht, befreien. Ganz werden Sie die höhere Ausbildung
junger schon gehörig unterrichteter genievoller Männer wohl nicht ab
weisen wollen, da Sie auch hierin so unendlich viel geleistet haben.