Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1821 Juli 17. 
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Wer kann sich solcher Schüler rühmen, als Sie uns verschafft haben? 
— Auch praktische Astronomie, worin Sie und Bessel gewissermaassen 
Epoche machen, möchte ich höchst ungern von Ihrem künftigen Wir 
kungskreise ausgeschlossen sehen, zumal sie Ihnen, wenn ein tüchtiger 
Gehülfe das Mechanische und Gewöhnliche besorgt, eine angenehme 
und nöthige Unterbrechung und Erholung bei Ihren tiefsinnigen Medi 
tationen gewähren wird. 
Verzeihen Sie, lieber Gauss, und schreiben Sie es der Unbedacht 
samkeit meiner Liebe und Freundschaft für Sie zu, wenn ich Ihnen so 
vieles schreibe, was Sie selbst viel besser wissen und beurtheilen 
können als ich. Nur die mehrmals in meinem langen Leben gemachte 
Erfahrung, dass Dinge, die man zu lange aufschob, nachher durch Um 
stände und Zufälle, worauf man gar nicht rechnete, Schwierigkeiten 
fanden, oder gar unerreichbar wurden, konnte mich zu einem zudring 
lichen Rath verleiten. Lassen Sie sich durch meine vielleicht sehr 
einfältige Ansicht dieser Angelegenheit durchaus nicht in Ihren weiseren 
und wohl überlegten Maassregeln und Schritten irren. 
Was Sie mir von Schumacher schreiben, hat mich in die höchste 
Verwunderung gesetzt. Ich bitte Sie, lieber Gauss, sagen Sie mir doch, 
will Schumacher denn ganz von der Kopenhagener Sternwarte ab 
gehn? — Ich erfahre nichts von seinem Treiben und Plänen, denn 
seine Briefe an mich, wenn ich eine oder zwei Zeilen so nennen kann, 
enthalten nichts als etwa Anfragen oder Aufträge. 
Ich weiss nichts von astronomischen Neuigkeiten, womit ich einiger- 
maassen Ihre so äusserst interessanten Briefe erwidern könnte. Ivory 
hat eine neue Refraktionsformel gegeben, die, wie er versichert, bloss 
aus der Theorie abgeleitet ist, und nichts von astronomischen Beobb. 
entlehnt. Da er die Analyse nicht mitgetheilt hat, so war die Formel 
mir bei der ersten flüchtigen Ansicht wegen eines Druckfehlers sehr 
auffallend. Wenn A die Zenithdistanz und R die Refraktion ist, so 
schreibt er vor, einen Hülfswinkel durch die Gleichung 
log tang 99 = 18,987 3149 — log cos A 
zu suchen, und dann sei 
R = sin A • (1200",93 tang £ y -f- 637",88 tang 3 \cp -f- 163",78 tang 5 1 q> 
+ 19",51 tang 7 \<p -f- 3",95 tang 9 cp -j- 0",64 tang 11 \cp). 
Ich konnte nicht begreifen, was er mit seinem Hülfswinkel wollte, 
der nach seinem Ausdrucke immer so nahe = 90° sein musste, dass 
mir dessen Berechnung ganz unnöthig schien. Indessen brauchte es 
nur ein kleines Nachdenken, um mich zu überzeugen, dass man 
8,9873149 statt 18,9873149 lesen musste. 
Vor Bonaparte’s Ende soll man auf St. Helena einen grossen Ko-
	        
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