Gauss an Olbers. Göttingen, 1821 Juli 18.
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senkrecht ist, auf den Punkt gerichtet, wohin man das Licht reflektiren
will. Dann wird das Spiegelsystem eingesetzt und durch Drehung
um die Axe DD, die (eingebildete, auch durch die resp. oberen und
unteren Kanten der Spiegel verkörperte) Ebene, worauf CC senkrecht
ist, auf die Sonne geführt, und sodann
das Spiegelsystem so gedreht, dass das C
von Spiegel A reflektirte Obild in die ^
Gesichtslinie fällt. Sodann ist man sicher, B
dass vom Spiegel B das Glicht die
gewünschte Richtung nimmt Die Zeich
nung ist nicht ganz richtig, die Fort
setzung der Axe DD soll durch die
Mitte des Spiegels B gehen, die also
stets in Ruhe bleibt. Man hat hierbei „ „
F Gegengewicht.
ausser einer viel leichteren Ausführung Fig . 5
und Berichtigung den grossen Yortheil,
dass ein grösserer Spiegel und ein stärkeres Fernrohr angewandt werden
können. Der Spiegel A braucht nur klein zu sein. Ist die Richtung
einmal getroffen, so konservirt man sie leicht durch Verbindung der Be
wegungen um die Axen C und D. Ich bitte Sie, theuerster Olbers,
um Ihre Meinung und Ihren Rath hierüber.
Die Summe von 1500 £ habe ich vor 2 Jahren, da ich selbst aller
Erfahrung darüber entbehrte, bloss auf gut Glück und nach Schu
macher’s Meinung angegeben, ich fürchte auch sehr, dass sie nicht zu
reicht. Hätte ich damals das Doppelte verlangt, so wäre vielleicht
aus der Sache nichts geworden.
Ausser Müller und Hartmann ist bisher von keinem anderen Ge-
hülfen die Rede gewesen, nur 3 Soldaten sind uns noch beigegeben.
Müller ist ein sehr brauchbarer Mann. Er hat gründliche Kennt
nisse, führt seine Rekognoscirungen gut aus und benimmt sich auch in
sonstigen Verhandlungen mit Behörden mit Klugheit und gutem Erfolg.
Hartmann steht ihm an Kenntnissen und Eifer für die Sache nicht
nach; er zeichnet zugleich sehr gut und ist nicht ganz fremd in tech
nischen, zum Bauwesen gehörigen Kenntnissen. Er scheint nur zuweilen
im gutgemeinten Diensteifer zu rasch zuzufahren und seine Vollmacht
zu überschreiten, wie ich dadurch schon jetzt in eine verdriessliche
Differenz mit einer Dorfschaft und einem Amt gerathen bin. Die
Leichtigkeiten, die Epailly in „pays conquis“ hatte, werde ich, wie
ich fürchte, oft sehr vermissen, um so mehr, da man bei uns überall
mit grosser Schonung zu verfahren gewohnt ist, und in solchen Fällen
oft gar nicht oder nur mit grosser Geldaufopferung durchdringen kann.
Es versteht sich, dass ich Ihnen dies alles nur im engsten Vertrauen