Gauss au Olbers. Ammensen, 1821 August 14.
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sclieinliclikeit nicht gross, dass dort (nördl. von Hannover) ein Punkt ist,
von dem man den doch nur sehr unbedeutenden Wohlenberg sehen kann.
Von den Arbeiten auf dem Hohehagen brauche ich jetzt nichts zu
sagen, da Sie einen Bericht über den Heliotrop in den G. G. A. 1 ) be
reits gelesen haben werden. Aber alle Beschreibung reicht nicht hin;
Sie müssten den wunderherrlichen Effekt selbst sehen, um sich einen
rechten Begriff davon zu machen. Am 28. Juli Vormittags war auf
dem Inselsberg Nebel und Sturmwind; Encke hatte seine Instrumente
daher gar nicht hinausbringen können, sass verdriesslich im Häuschen,
wo er mit dem Fernrohr das Heliotropenlicht sah, ohne es mit etwas
anderem verbinden zu können. Viele neugierige Gothaer waren auch
oben und schauten mit durch; allein sie Hessen sich nicht ausreden,
dass Encke ihnen nur etwas weiss machen wolle, und dass es eine
ungeheure Feuersbrunst sein müsse, die sie durch den Nebel sahen.
Wie bald ich hier fertig werde, lässt sich noch nicht bestimmen.
Müller hat bisher Heliotropenlicht vom Lichtenberg hierhergeschickt
und wird in Folge telegraphischer ihm gegebener Ordre jetzt auf der
Reise sein, um vielleicht heute Abend schon Heliotropenlicht vom
Meridianzeichen hierher zu senden. Den Winkel zwischen Lichtenberg
und Hohehagen habe ich hier vortrefflich erhalten; auch Hannover und
Einbeck (letzteres nur um immer wieder, wenn andere Punkte undeut
lich sind, das ferne Heliotropenlicht anzuknüpfen) sind gut verbunden;
dagegen habe ich die Richtung zum Brocken erst sehr schlecht. Es
ist dies ein sehr schwieriger Punkt, da theils das Thürmchen nur
wenig über das Haus hinausragt und daher sehr heitere Luft erforder
lich ist, theils auch der Phase wegen die Sonne dort nicht scheinen
darf; hätte ich noch einen oder ein paar Heliotrope und Gehülfen mehr,
so würde alles sehr leicht sein; im Nothfall muss ich Müller auch
noch mit dem Heliotrop dahinschicken. Auf alle Fälle aber wird er
mit demselben erst noch zum Deister und vielleicht auch noch ver
suchsweise nach dem nördl. von Hannover liegenden Terrain (Gegend von
Mellendorf) gehen müssen, so dass es wahrscheinlich wohl noch 14 Tage
und darüber dauern kann, bis ich hier ganz fertig bin; inzwischen
gehe ich auch wohl auf einige Tage nach Göttingen. Unter diesen
Umständen ist es noch zweifelhaft, ob ich die beiden Stationen Brocken
und Lichtenberg in diesem Jahre noch werde absolviren können, zumal
da die Reise des Königs mich in den Arbeiten derangiren wird, und
ich auch noch, den Zenith-Sektor zu übernehmen, nach Hamburg muss.
Eine telegraphische Sprache mit dem Heliotrop habe ich auch be
reits eingeleitet; bei den ersten Versuchen sind einige mal-entendus
x ) Göttingische Gelehrte Anzeigen, 126. Stück, Gauss’ Werke Bd. IX, S. 461
bis 465. Krm.