Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1820 April 12. 
und Ihren Freunden noch auf recht lange Zeit erhalten zu können. 
Sie sagten mir schon im vorigen Sommer, dass Sie diese Absicht hätten. 
Wie glücklich würde es mich machen, wenn Sie dies schon jetzt we 
nigstens in dem Maasse ausführten, dass ich Hoffnung hätte, Sie nun 
bald auf eine längere Zeit als im vorigen Jahre bei mir zu sehen! 
Meine Sternwarte würde Ihnen gewiss eine wohlthätige Zerstreuung 
geben. Mein Meridiankreis, an welchem nach Erfahrungen, die an dem 
ähnlichen Instrument in München gemacht sind, noch einige Abände 
rungen gemacht werden sollen, zu welchem Behuf ich einige Tlieile nach 
München habe zurückschicken müssen, wird nun mit nächstem in völ 
ligem Stande sein; auch die LiEBHERR’sche Uhr, zu der Soldner das 
Gegenstück hat, womit er sehr zufrieden ist, soll ich in Kurzem erhalten. 
Nichts fehlt mir sonach hierbei, als den Gebrauch dieser Sachen mit 
Ihnen theilen zu können. 
Unser Freund Lindenau ist nunmehr wirklicher Minister geworden 
und wird sonach wohl unmittelbar für die Wissenschaften nichts mehr 
thun können. Ich erwarte ihn hier mit nächstem auf einige Tage zum 
Besuch. 
Möge der Himmel Ihnen, theuerster Olbers, Stärkung und Trost 
verleihen. 
No. 388. Olbers an Gauss. [210 
Bremen, 1820 April 12. 
Der Ueberbringer dieser Zeilen ist der Sohn meines Freundes und 
Verwandten, des Konsul Kulenkamp, ein wackerer junger Mann, der 
in Göttingen Jura studiren will. Sie kennen den Vater, und werden 
sich auch vielleicht der Mutter, unserer allgemein verehrten Charlotte 
Kulenkamp erinnern. 
Recht herzlich danke ich Ihnen für die warme freundschaftliche 
Theilnahme, die Sie mir bei meinem grossen Unglück bezeugt haben, 
und für das gütige Anerbieten, in Ihren Armen Trost und Zerstreuung 
zu suchen. Die Umstände erlaubten es nicht, mich loszureissen, und 
ich musste und muss noch künftige Beruhigung von der Zeit erwarten. 
Ich fing bald meine medicinische Praxis wieder an; so beschwerlich sie 
mir auch war, und wird, so finde ich doch in diesem Geschäft das beste 
Mittel, meinen herben Schmerz zu mildern. Wenn man sich wieder 
mit anderer Menschen Leiden und Sorgen beschäftigen muss, so kann 
man wenigstens nicht immer an den eigenen Kummer denken. Die 
grösste Linderung finde ich indessen in der ganz ausgezeichneten Sorg 
falt meines guten Sohnes, der unermüdet mit der grössten Aufmerk-
	        
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