Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1821 Oktober 11. 
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Hierseins sehr peinlich gemacht. Morgen werde ich nach Wernigerode 
schicken, um Transportmittel für mich und den Rüstwagen herauf 
kommen zu lassen, und den 2. Okt. hoffe ich wieder in Göttingen zu 
sein. Bei der Erwartung der Ankunft des Königs, worüber ich noch 
nichts Gewisses weiss, wird an weiteres Beobachten für dieses Jahr wohl 
nicht weiter zu denken sein. 
No. 432. Olbers an Gauss. 1 ) [233 
Bremen, 1821 Oktober 11. 
Ganz kann ich mir denken, wie unangenehm Ihnen bei solcher 
Witterung der vierwöchentliche Aufenthalt auf dem unwirthbaren Brocken 
gewesen sein muss. Eben das unaufhörliche und doch fruchtlose Er 
warten eines günstigen Augenblicks macht die peinliche Langeweile; 
denn dadurch wird es unmöglich, irgend etwas Ordentliches anzufangen. 
Gewiss waren die Tage und Zeiten, wo Sie alle Hoffnung zu Winkel 
messungen mit völliger Resignation aufgeben mussten, weniger un 
erträglich als diejenigen, wo die Möglichkeit einer temporären Auf 
klärung Sie in beständiger Unthätigkeit erhielt. Denn sonst, wenn Sie 
gleich keine Hülfsmittel zu Beschäftigungen mitgenommen hatten, so 
scheinen mir diese Ihnen allenfalls entbehrlich. Sie hatten doch sich 
selbst und konnten sich so viele interessante Fragen vorlegen und be 
antworten, dass dadurch die Zeit allenfalls hinreichend ausgefüllt wer 
den könnte — wenn man nur überhaupt in einer solchen Lage zu 
irgend einer etwas wichtigen Arbeit Lust und Muth behielte. 
An weiteres Beobachten wird also dieses Jahr wohl nicht mehr zu 
denken sein. Aber werden Sie noch, wie Sie mir einmal schrieben, in 
diesem Herbst den Zenithsektor von Schumacher in Empfang nehmen 
und so nach Hamburg kommen? 
Neugierig bin ich zu wissen, wenn Sie sich schon im Allgemeinen 
darüber bestimmt haben, welche Punkte Sie zu den astronomischen 
Beobb. wählen werden? Ich denke doch wenigstens 3, an den beiden 
Endpunkten und einen ungefähr in der Mitte. Aber ich muss Ihnen 
gestehen, dass meine Wünsche bei Ihrer und Schumacher’s Grad 
messung, die alles Aehnliche, was bisher geschehen ist, übertreffen 
wird, noch weiter gehen. Bei allen bisherigen genaueren Gradmessungen 
stimmten noch die geodätischen Längen der einzelnen Theile des ge 
messenen Bogens nicht mit den gefundenen Unterschieden der Polhöhen 
nach den Gesetzen einer regelmässigen elliptischen Krümmung des Erd- 
x ) Yerg-l. hierzu auch Brief No. 295 an Bessel im Briefwechsel Olbers-Bessel. Krm.
	        
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