Olbers an Gauss. Bremen, 1821 November 25.
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Es hat also doch wohl keinen Zweifel, dass sich unsere Sonne
ungefähr gegen 270° des Aequators bewegt. Es kam nun darauf
an, dies näher zu bestimmen. "W enn man die AR des Punkts, gegen
den sich unsere Sonne bewegt, = A, die Dekl. desselben = D und
dann cotang D • cos A = P und cotang D • sin A = Q setzt, so erhält man
für jeden Stern leicht eine Gleichung von der Form
aP-\- bQ — c — e.
Hier sind a, b, c bekannte Grössen; e aber hängt von der eigen
tümlichen Bewegung des Sterns ab. Wäre der Stern selbst unbe
weglich und seine beobachtete Bewegung bloss scheinbar durch die
Fortrückung unseres Sonnensystems hervorgebracht, so würde freilich
£ = 0 sein, und man könnte aus zwei Sternen P und Q bestimmen.
So oder auf eine ähnliche Art ist man bisher verfahren; man hat P
und Q aus 2 oder höchstens aus dem Mittel von ein paar Sternen be
stimmt und dann freilich gefunden, dass andere Sterne nicht mit diesen
Werthen von P und Q stimmen wollten. Es kann schlechterdings nicht
erlaubt sein, « = 0 zu setzen. Aber da e innerhalb gewisser Grenzen
alle möglichen positiven und negativen Werthe, so viel wir bisher wissen,
mit gleicher Wahrscheinlichkeit haben kann, so wird die Summe aller e
bei einer grossen Anzahl von Sternen nahe = 0 oder doch sehr klein
sein. Ich habe also für alle 77 Sterne die Koefficienten a, b und c
der Gleichung aP-j-bQ — c = e berechnet. Nun scheint es mir, und
darüber möchte ich gern Ihre Belehrung haben, dass man hier nicht
die Methode der kleinsten Quadrate anwenden müsse, um P und Q zu
bestimmen. Denn nicht die Summe aller Quadrate von £ soll ein Mi
nimum werden, sondern die Summe der £ selbst nach ihren algebrai
schen Zeichen genommen = 0. Gebraucht man die Methode der
kleinsten Quadrate nicht, so wird sich das Willkürliche, was dann in
der Bestimmung von P und Q bleibt, dadurch heben, dass man die 77
Gleichungen in zwei Gruppen theilt, wovon die eine alle die enthält,
bei denen c positiv, die andere alle die, bei denen c negativ ist. So
erhält man zwei Gleichungen, in denen Zc sehr gross ist, und da der
positive oder negative Werth von £ von dem von c ganz unabhängig
ist, so wird doch 2e für jede Gruppe sehr klein sein. — Sagen Sie
mir doch mit ein paar Worten, lieber Gauss, ob ich hier auf dem
rechten Wege bin.
Ich habe von Rümker zwei Briefe, wahrscheinlich beide aus Rio
[de] Janeiro erhalten (nur bei einem war der Ort, bei keinem das
Datum bezeichnet) voll merkwürdiger Beobb. Wo und wie ich diese dem
wesentlichen Inhalt nach bekannt machen werde, weiss ich noch nicht.
Oltmanns hat aus den MüEELiNG’schen Dreiecken die Längen-