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Gauss an Olbers. Altona, 1821 December 5.
und ich werde daher eine ähnliche, etwas abgeänderte Einrichtung für
einen grossen Spiegel von wenigstens 1 oder 2 Quadratfuss Fläche
machen lassen, welcher für das Rekognosciren oder für das erste täg
liche Einstellen von vielem Nutzen sein wird.
Seine Majestät der König hat, wie Sie aus öffentlichen Nachrichten
wissen, ausser der Reitbahn kein Institut in Göttingen besehen, auch
hat nur eine sehr kurze Präsentation stattgefunden.
Die Angelegenheit mit der hiesigen Sternwarte, von der ich Ihnen
im vorigen Sommer schrieb, ist, wie ich jetzt finde, noch sehr weit von
der Reife entfernt, die ich nach den damaligen Nachrichten voraus
setzte. Ausser dem Aussuchen eines (nicht weniger als zweck
mässigen) Platzes ist noch gar nichts geschehen. Man scheint selbst
noch nicht recht zu wissen, was man will. Dagegen aber habe ich
hierher einen Brief von Lindenau nachgeschickt erhalten, der unter
anderem wörtlich folgendes enthält. G[eneral] v. Müefling schreibt an
letzteren: x )
„Der Minister von Altenstein hat mich benachrichtigt, die An
gelegenheit wegen Hofrath G[auss] sei so weit gediehen, dass er zu
„wissen bedürfe, welche Forderungen letzterer mache, um dem König
„Vortrag darüber machen zu können. G[auss] wünscht nicht als
„ordentlicher Lehrer bei der Universität angestellt zu sein, und
„Altenstein ist damit einverstanden, dass er nicht mit dem Alltäg
lichen geplagt werde, dass er sich jedoch nicht entzöge, vielver
sprechenden jungen Männern die letzte Feile und Mittel zur Aus
bildung zu geben. Alt[enstein] bezweckt hauptsächlich, dass G[auss]
„dahin wirke, den erlöschenden Ruhm einer sonst berühmten Aka
demie wieder aufzufrischen,... A[ltenstein] wünscht dem König
„spätestens gegen Neujahr Vortrag darüber zu machen, und die Sache
„wird keine Schwierigkeit finden, wenn G[auss] nicht über 2000 Thlr.
„verlangt.“
Die Art, wie der letzte Satz annoncirt ist, lässt erwarten, dass
man sich auch zu einem bedeutenden Mehr verstehen würde. In der
That würde ich, insofern hierbei von keiner Officialwohnung Erwähnung
geschieht, da man unter 500 M. mit einer 10 [Köpfe] starken Familie wie
die meinige in Berlin nicht wohl wohnen kann, bei jener Zahl mich
noch verschlechtern, auch abgesehen davon, dass es übrigens in Berlin
theurer sein mag als in Göttingen. Alle übrigen Bedingungen jenes
Anerbietens würden hingegen mir vollkommen konveniren und die
drückenden Missverhältnisse in G[öttingen] heben. *)
*) Auch abgedruckt unter No. 9 im Briefwechsel Humboldt-Gauss. Verg'l. auch
Gauss’ Brief y. 8. Juli 1821 an Olbers. Krm.