146 Olbers an Gauss. Bremen, 1821 December 11.
dann geneigt sein werden, in Göttingen zu bleiben — das weiss ich
freilich nicht und muss es ganz Ihrem Ermessen überlassen.
Sie werden einen Brief von mir vorgefunden haben, worin ich von
einigen Untersuchungen sprach, die ich über die Richtung der eigenen
Bewegung unserer Sonne angestellt habe. 1 ) Sehr bald darauf sah ich
aus den G. G. M. * 2 ), dass die Societät eine Preisfrage über diese Richtung
aufgestellt hat. Damit werden denn meine Rechnungen ganz unnütz;
denn Sie können leicht denken, dass ich mich nicht um einen solchen
Preis bewerben werde, und dass ich weder Lust noch Geschick habe,
die feinen Untersuchungen anzustellen, die wir hoffentlich dieser Preis
frage zu verdanken haben werden. — Aber doch möchte ich die Bitte
wiederholen, ob Sie nicht die Güte haben wollen, mich mit ein paar
Worten zu belehren, wie man hier die Wahrscheinlichkeitsrechnung am
besten anwendet, um so mehr, da die Methode der kleinsten Quadrate
mir ein ziemlich abweichendes Resultat von der anderen, die ich vor
zuziehen geneigt wäre, giebt.
Am Himmel giebt es nichts Neues, so viel ich weiss. Auch am
Ende Nov. war von dem ENCKE’schen Kometen in meinem Dollond
keine Spur zu erkennen. Aber nun im Dec. und im Jan. wäre es doch
wohl der Mühe werth, die Stelle, wo der Komet stehen muss, mit dem
grossen Spiegelteleskop zu betrachten, das Ihnen den Kometen von
1815 noch am 25. Aug. zeigte. Am 15. Jan. 1822 ist Encke’s Komet
etwa ebenso weit von der Sonne entfernt, wie es der Komet von
1815 den 25. Aug. war, und müsste also sichtbar sein, wenn er das
Licht ebenso gut zurückwirft. — Auf den grösseren Abstand von der
Erde kommt es wohl wenig an; gross genug bleibt der Komet leicht,
wenn er nur so hell ist, dass man ihn auf dem Himmelsgrunde unter
scheiden kann.
Ich habe Ursache zu glauben, dass die FuAUNHOFER’schen Objektive
sich leicht inwendig mit einer Art von Haut überziehen, die sich in
dessen wieder wegschaffen lässt. Spüren Sie auch etwas dergleichen
bei Ihrem grossen Mittagsfernrohr? — Einer solchen noch sehr durch
sichtigen Haut möchte ich es zuschreiben, dass einige Liebhaber der
Sternkunde nach Bode’s Jahrbuche eben mit FRAUNHOFER’schen Fern
rohren grosse Photosphären von 40' Durchmesser um den Jupiter und
die Venus gesehen haben wollen.
0 Brief No. 483, welcher Gauss in Güttingen nicht mehr erreicht hat. Knn.
2 ) Gött. Gel. Anz. 194. Stück. 1819 Dec. 4. Krm.