Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. [Göttingen, 1822] Januar 22. 
vom Aequator liegen sollte, wurde mir dadurch doch etwas verdächtig, 
und ich beschloss daher, zuerst die Sache noch auf eine ganz andere 
Art anzugreifen. 
Es sei Q [der] in dem grössten Kreise auf der Himmelskugel, in 
welchem die Bewegung eines Sternes erscheint, 90° von dem Sterne in 
dem Sinn der Bewegung entfernte Punkt; P der Punkt, von welchem 
unsere Sonne wegrückt. Man sieht leicht, dass, wenn der Stern sich 
dem P nähern soll, die Bedingung die sein wird, dass PQ<[90°, oder 
wenn man sich einen grössten Kreis denkt, der P zum Pol hat und 
also die Kugelfläche in zwei Hälften theilt, so soll Q. in derjenigen 
Halbkugel liegen, worin P sich befindet. Es kommt demnach darauf an, alle 
71 auf der Kugelfläche zerstreut liegenden Punkte Q durch einen 
grössten Kreis so ungleich wie möglich zu scheiden. Ich habe mich 
begnügt, nur den gemeinschaftlichen Schwerpunkt aller Q (im Innern 
der Kugel) zu suchen; der dadurch gezogene Radius fortgesetzt wird, 
wo nicht genau, doch sehr nahe das vortheilhafteste P auf der Kugel 
geben. Ich finde auf diese Weise 
Al von diesem P 84° 31' 
Dekl —33 50 
Abstand jenes Schwerpunktes vom Centrum . . 0,38768 
Der Punkt P gegenüber, wohin unsere Sonne sich bewegt, läge 
also in 264°31' Al und 33°50' nördl. Dekl., und ich finde (freilich 
meistens nur überschläglich), dass unter den 71 Sternen 59 sich dem 
P nähern und nur 12 davon entfernen. 
Dass die Methode, wonach ich, wie in meinem letzten Briefe er 
zählt, früher gerechnet habe, richtig angewandt, so viel von diesem 
Verfahren differiren soll, ist mir ziemlich unwahrscheinlich, und es lassen 
sich mehrere Ursachen denken. 
1) Habe ich dabei die Positionen der Punkte die resp. von jedem 
Stern und seinem Q um 90° entfernt sind, nach Bessel’s Tafel Beadley 
p. 310 schlechthin zu Grunde gelegt, und es wäre doch möglich, dass 
darin hin und wieder einige Rechnungs- oder Druckfehler wären. 
2) In meiner oder vielmehr grösstentheils Hrn. Schnüelein’s Rech 
nung von den 6 Grössen 
XX, yy, zz, yz, xz, xy, wo 
x = cos a cos d 
y = sin a cos d 
z = sin d, 
welche sich auf Bessel’s erwähntes Tableau gründen, könnte wohl hier 
und da ein Rechnungsfehler eingeschlichen sein, besonders wo ein -f- 
mit — verwechselt oder eine Logaritlimen-Charakteristik um eine Ein 
heit unrichtig angesetzt wäre.
	        
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