Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Igg Gauss an Olbers. Göttingen, 1822 Februar 11. 
längst verstorbenen Obersten dieses Namens. Ich kenne dieses junge 
Frauenzimmer noch gar nicht, höre aber so viel Gutes von ihr und 
finde auch alle übrigen Umstände so vortheilhaft, dass ich diese bevor 
stehende Verbindung sowohl für ihn als auch für mich als ein grosses 
Glück betrachte. Hoffentlich wird das künftige junge Paar bei mir 
wohnen bleiben und so mein einsames Alter erheitern. So sehr mein 
guter Sohn sich bisher meines Hauswesens auch angenommen hat, so 
ist es doch ganz etwas anderes, wenn wieder ein weibliches Wesen darin 
schalten und walten wird. 
Ihr hartnäckiger Husten hat mich bekümmert, lieber Gauss, in 
Ihrem letzten Briefe erwähnen Sie nichts weiter davon; darf ich hoffen, 
dass er sich gebessert hat? — Auch von Ihren lieben Kindern wünsche 
ich eine baldige Wiederherstellung, nur will leider der Keuchhusten, 
zwar selten gefährlich, doch gewöhnlich seine hartnäckige Dauer trotz 
aller Bemühung des Arztes behaupten. — Sagen Sie mir ja etwas über 
Ihre Gesundheit, liebster Freund, in Ihrem nächsten Briefe. 
Nun können auch wohl bald Nachrichten aus Berlin kommen. 
Mögen diese ganz nach Ihrem und meinem Wunsche ausfallen! Gewiss 
werden Sie mir dieselben nicht lange vorenthalten. 
Der ganze Jan. hatte nur einen einzigen mässig heiteren, mond 
losen Abend, an dem wieder vom ENCKE’schen Kometen keine Spur zu 
sehen war. 
No. 442. Gauss an Olbers. * 1 ) [205 
Göttingen, 1822 Februar 11. 
Vor allen Dingen meinen herzlichsten Glückwunsch zu der bevor 
stehenden Verbindung Ihres Hrn. Sohnes. Ich denke mir mit der 
lebendigsten Theilnahme Ihre Vaterfreude und bin überzeugt, dass nun 
ein neues glückliches Leben Ihr Haus erheitern wird. Wer hätte auch 
mehr Ansprüche darauf als Sie, geliebter Olbers! 
Von meinem hartnäckigen Husten bin ich jetzt ziemlich wieder 
frei; meine drei jüngsten Kinder, obwohl vieles besser als früher, dürfen 
doch noch immer das Zimmer nicht verlassen. 
Von B[erlin] habe ich noch immer nichts weiter gehört und fange an 
zu vermutlien, dass sich Anstösse gefunden haben. Glauben Sie aber ja 
essanten Frauenzimmers, Charlotte v. Dinklage, die, etwa 1802 geboren, am 11. Nov. 
1841 in Kairo ihren Tod fand, hat Bukdach in seiner eigenen Biographie (Leipzig 
1848) S. 474 ff. mitgetheilt. [Eine von Gauss in späteren Jahren gemachte Notiz. Krim] 
1 ) Der Brief ist in deutscher Schrift geschrieben. Krm.
	        
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