Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss au Olbers. Göttingen, 1820 Mai 1. 
ich im Kreise auch 7 vertikale Fäden (13 s —14 s von einander) ein 
gezogen und die zwei horizontalen noch weit näher zusammengebracht 
habe, als sie zuvor waren (jetzt 7",7, vorher 12"). Die Fäden selbst 
mögen zwischen 1" und 1",5 dick sein, so dass das Intervall im 
Lichte wenig über 6" beträgt. Zum Beobachten brauche ich aber fast 
ausschliesslich die stärkste Vergrösserung (170 mal). Alle Fäden waren, 
ehe sie befestigt wurden, durch Gewichte gespannt und wiederholt an 
gehaucht und zwar hing an jedem Ende allemal ein Matthier. 1 ) Ich 
habe nämlich ausprobirt, dass die Fäden, die ich anwandte und die alle 
aus einem Cocon waren, hiemit, nachdem sie angehaucht waren, fast 
zum Reissen gespannt waren. Ohne angehaucht zu werden, trugen sie 
alle einen Sechser sicher, meistens auch einen Groschen, zerrissen dann 
aber allemal beim Anhauchen augenblicklich. Sehr viele zerrissen auch, 
angehaucht, bei der Belastung mit den Matthiers. Ich weiss nicht, ob 
ich etwas gewonnen hätte, sie über heissen Dämpfen einzuspannen. 
Gewiss hätten sie dann nur ein leichteres Gewicht ausgehalten, und da 
immer ein Faden nach dem andern eingezogen und befestigt wurde, 
eine Arbeit, die mich beim Kreise zusammen eine volle Woche gekostet 
hat, so wollte ich die früher eingezogenen keiner solchen Gefahr viel 
leicht wieder schlaff zu werden aussetzen, indem sie ja doch in eine so 
feuchte Luft nie kommen. Wenn man, wie Repsold für Schumacher, 
nur ein Kreuz einzieht, mag jenes Verfahren gut sein, aber bei meinen 
9 Fäden konnte ich es nicht anwenden. Bis jetzt halten sich nun 
meine Netze trefflich, und, da sie bei meiner Manier (mit Lackfirniss), 
wie ich glaube, sicherer befestigt sind als bei der REicHENBACH’schen mit 
Wachs, so hoffe ich, der Wiederholung dieser die Augen in hohem Grade 
angreifenden Arbeit entübrigt zu sein. Ueber die Gefahr, dass unver 
merkt erschlaffte Fäden die Beobb. verfälschen könnten, hatte auch 
ich meine Besorgniss in der Zeitschrift für Astronomie B. S. 2 ) 
geäussert, nur wird dann nach meiner Ansicht die Zenithdistanz zu 
gross, so dass also, wenn dieser Umstand einen Theil des Unterschiedes 
zwischen Bessel’s Kreise einerseits und den REicuENBACH’schen Wieder 
holungskreisen und Repsold’s Kreise andererseits erklären sollte, er 
jenem und nicht diesen zur Last gelegt werden müsste. (In Ihrem 
Briefe sagen Sie, dass die Z.-D. dadurch zu klein würden; falls dies 
kein Schreibfehler ist, bitte ich Sie um gelegentliche weitere Erläute 
rung Ihrer Ansicht). Uebrigens aber gestehe ich Ihnen, dass gegen- 
9 Matthier ein halber vormaliger Mariengroschen in Hannover mit dem Bilde 
des St. Matthäus. Sch. 
-) Gauss Werke VI, S. 395; Zeitschrift für Astronomie, herausgegeben von 
v. Lindenau und Bohnenberger, Bd. IV, S. 119 ff. Krm.
	        
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