Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Kremen, 1822 März 19. 
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Recht sehr verlangt mich nun, etwas von Ihren Beobb. mit dem 
Sektor zu hören und inwiefern dieser mit Ihrem REicHENBACH’schen 
und REPsoLD’schen Kreise stimmen wird. 
Ihre Ansicht von dem Nachtheil, den Zach’s und Arago’s Zänkereien 
für die Wissenschaften haben können, war mir ebenso neu, als sie 
richtig ist. Gewiss ist es, dass niemand besser verstand, seine oft 
massigen Kenntnisse geltend zu machen und Laien und Halbwissern zu 
imponiren, als Zach. Aber er ist doch auch nicht ganz so schwach 
und noch weniger so verdienstlos, als Arago ihn machen will. Seine 
grosse weitgetriebene Charlatanerie ist schlechterdings nicht zu läugnen; 
aber ohne dieselbe würde er der Astronomie in Deutschland wohl nicht den 
Schwung gegeben haben, die sie ihm doch gewiss zum Theil zu ver 
danken hat. Mit seinen eigenen Arbeiten ist es ihm doch etwas un 
glücklich gegangen. Seine Sonnentafeln — ich lasse es dahin gestellt 
sein, ob die zweite Ausgabe Plagiat war — sind durch Delambre 
und Carlini ausser Gebrauch gekommen. Sein Fixstern-Katalog, auf 
den er sich gewiss ebenso viel einbildete, als ehemals Hevel auf den 
seinigen, hat mit diesem gleiches Schicksal gehabt, man hört noch 
kaum von ihm. Seine geographischen Ortsbestimmungen sind insofern 
als missglückt anzusehen, als er mit Sextanten und Chronometern eine 
Genauigkeit erwartete und erreicht zu haben glaubte, die wohl nicht 
möglich ist. Seine angefangene Gradmessung wurde unterbrochen. — 
Wenn ich nun gleich gestehen muss, dass Zach’s zuletzt gar zu weit 
getriebene Arroganz und Insolenz wohl eine kleine Demüthigung ver 
dient, so möchte ich ihn doch auch nicht von den auf andere Art oft 
auch sehr arroganten Franzosen gar zu tief heruntergesetzt sehen. 
Auffallend in Ihrem Briefe war es mir noch, dass die Seite Kircli- 
hesepe—Bentheim aus der Seeberger Basis Heiner herauskommt als aus 
der von Melun. Ich meine, man halte sonst schon die Meluner Basis 
für etwas zu Hein. 
Den ENCKE’schen Kometen bei seiner diesmaligen Rückkunft zu 
sehen, habe ich nun alle Hoffnung aufgeben müssen. Aber auf süd 
licheren Sternwarten Europas bei freiem Horizont darf man diese Hoff 
nung nicht fahren lassen. Es ist eine kleine Irrung, wenn Encke sagt,, 
der Komet gehe im Anfang Juni zugleich mit der O unter. Man sieht 
aus der von ihm selbst berechneten Ephemeride, dass die östliche Elon 
gation des Kometen von der Sonne von dem letzten Drittel des April 
an immer wieder zunimmt und Ende Mai 20—23° [wird], so viel wie ge 
wöhnlich die grösste Elongation des Merkur beträgt. Bei der dann statt- 
iindenden grossen Lichtstärke und Helligkeit dürfte der Komet mit ge 
hörig angewandten guten Sehwerkzeugen auf südlicheren Sternwarten 
leicht aufzufinden sein. Bei uns vertieft sich die Sonne zu langsam
	        
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