Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1822 April 27. 
berechnete beruht im Grunde auf der Orientirung meines Meridian 
zeichens, durch einen ungeheuren Umweg übertragen. 
Dass man mit einem Universalinstrument die absoluten Azimuthe 
auf Brüche von Sekunden genau und gewiss bestimmen könne, will ich 
nicht behaupten; aber mir deucht, dass man bei gehörig angewandter 
Vorsicht die Längenunterschiede auf dem von mir angedeuteten Wege 
beträchtlich genauer als durch direkte Bestimmungen, die auf absoluter 
Zeitmessung beruhen, erhalten kann. Auch bei den Breiten sollten wir 
wohl nicht auf kleine Brüche von Sekunden Anspruch machen. 
Die Mailänder Ephemeriden habe ich dieser Tage erhalten, hin 
gegen seit langer Zeit nichts von Zach’s Correspondance. Der Okt, 
1820 ist mein letztes Heft. 
Dass Krayenhoff’s Azimuthe, die an einem Orte unter sich so unge 
heure Unterschiede geben, am Ende mit einer vermuthlich zu kleinen Ab 
plattung übereinstimmen, ist, wenn nicht vielleicht etwas gewählt sein 
mag, wohl nur Zufall. Solche Azimuthalbeobb. können wohl über die 
Gestalt der Erde ebenso wenig etwas entscheiden, wie die Beobb. der 
ZACH’schen 1 ) Pulversignale durch ungeübte Officiere, die mit Spiegel 
sextanten, über Glashorizonten und an Chronometern, deren gleichförmiger 
Gang übertrieben wurde, ihre Zeitbestimmung machten. 
Meine Bekognoscirungsreise werde ich nun vermuthlich bald an- 
treten. 
No. 449. Olbers an Gauss. [m 
Bremen, 1822 April 27. 
Für die mir mitgetheilten Konstanten, deren Sie sich bei den Orts 
bestimmungen aus den geod. Messungen bedienen, danke ich rdclit sehr. 
Die kleine Differenz zwischen der Unterschiedsbestimmung von Olden 
burg und Bremen klärt sich nun ganz auf. Ich habe nämlich Lulofs’ 
Bestimmung des rheinländischen Fusses zu Grunde gelegt und so die 
Distanz von Oldenburg in Toisen etwas grösser 20457,623 [gefunden], 
das Azimuth aber, wie es mir Epailly unmittelbar als in Bremen be 
obachtet [angegeben], 99°45'48",43 vorausgesetzt. — Die Bohnenberger - 
sclien Formeln stehen im 6. Bande der Mon. Corr., lassen aber bei der 
Anwendung eine bequemere Einrichtung zu. 
Ebenso habe ich Puissant’s Formeln (Conn. des tems 1823), um 
den Einfluss einer Veränderung der Abplattung auf die geographische 
Lage eines Orts, wie er aus den Triangeln hergeleitet ist, zu berechnen, *) 
*) Vergl. hierzu auch Olbers Bd. II, 1, S. 177—179. Krm.
	        
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