Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Gibers. Göttingen, 1822 Juni S. 
No. 452. Gaiiss an Olbers. 1 ) 1210 
Göttingen, 1822 Juni 3. 
Ihren Brief habe ich noch in Lüneburg erhalten und es innig be 
klagt, dass die Umstände es mir diesmal ganz unmöglich gemacht haben, 
Sie in Bremen zu umarmen. Herzlich betrübt bin ich in Ihrer Seele, 
bester Olbers, über die Wendung, welche Ihnen die so nahe scheinende 
Hoffnung, Ihr häusliches Glück vergrössert und verschönert zu sehen, 
für jetzt vereitelt hat, obwohl ich es nun eher für ein Glück halte, 
dass eine Verbindung nicht geschlossen wurde, die unter den obwalten 
den Umständen doch das wahre Glück Ihres würdigen Hrn. Sohnes 
nicht hätte begründen können. 
Von meiner Reise bin ich vorgestern hier * 2 ) zurückgekommen und 
werde nun wohl noch 10 oder 12 Tage mit allerlei Vorbereitungen für 
die wirklichen Messungen zu thun haben. Bei meinen Nachforschungen 
in der Lüneburger Haide war ich nahe daran, die Durchführung einer 
Triangulation durch diese verwünschte Gegend mit Epailly für un 
möglich zu erklären; auch wenn man sich zu ganz kleinen Drei 
ecken entschlösse, wäre das Durchkommen durch diese verschränkten 
Holzungen kaum möglich, insofern man nicht ungeheure Kosten darauf 
anwenden wollte. 3 ) Die Nachforschungen des Hauptmann Müller auf 
der Westseite des Meridians über Walsrode, Kirchboizen, Visselhövede 
sind vollkommen erfolglos gewesen und haben gar kein Resultat ge 
geben. Mir selbst aber ist es nach höchst mühsamen Nachsuchungen 
gelungen, einen Punkt zu finden, der sich mit 3 anderen EpAiLLY’schen 
verbinden lässt und eigentlich gerade das effektuirt, was Epailly ver 
gebens gesucht hatte. Der Punkt ist, so weit ich die Gegend unter 
sucht habe, vermuthlich einzig; er liegt unweit des kleinen Dorfes 
Wulfsode und zwei Hauptdreiecke werden dadurch recht im Herzen der 
Haide möglich, so gut wenigstens, wie ich sie dort zu bilden kaum ge 
hofft hatte. Nördlich und südlich davon bleiben nun aber noch die 
9 Dieser Brief ist in deutscher Schrift geschrieben. Krm. 
-) Am 1. Juni war Gauss nach Rekognoscirung der Lüneburger Haide wieder 
nach Göttingen zurückgekehrt. Seine Abwesenheit von Göttingen währte von Apr. 28 
bis Juni. Vergl. Briefwechsel Gauss-Schumacher Brief No. 146. Sch. 
3 ) Vergl. für das Folgende den Brief Gauss-Schumacher No. 146; so wie über 
haupt in diesen Jahren den Briefwechsel Gauss-Schumacher, der vielfach ergänzend 
und ausführend eingreift. Einiges über die Messungen dieses Jahres findet sich auch 
im Brief No. 135, Briefwechsel Gauss-Bessel. Eine kurze allgemeine Uebersicht über 
die Arbeiten des Jahres 1822 für die hannoversche Gradmessung hat Gauss im Brief 
No. 159 an Schumacher gegeben, der in der 1. Beilage zu No. 24 der A. N. abge 
druckt ist. Sch.
	        
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