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Gauss an Olbers. Bergen, 1822 August 17.
diesen 12 Tagen nur erst wenig ausgerichtet. Auch in Celle hat mein
Aufenthalt länger gedauert, als ich gedacht hatte; ausser dem so un
günstigen Wetter wurde dies noch durch eine andere nachher zu er
wähnende Ursache bewirkt.
Sie haben sehr sanguinische Hoffnung, bester Olbers, wenn Sie
es für möglich halten, dass ich in diesem Jahre meine Triangel voll
enden könnte; ich habe bei dem kläglichen Fortschreiten schon oft ge-
zweifelt, ob ich nur die Falkenberg-Station werde absolviren können.
Ausser dem immerfort dauernden traurigen Wetter und der am Ende
zu befürchtenden Erschöpfung meiner physischen Kräfte ist im Grunde
über den Falkenberg hinaus bis diese Stunde noch kein Definitiv-Plan
möglich. Meine Untersuchungen im Mai haben wohl die Möglichkeit
durchzukommen gezeigt, oder vielmehr wahrscheinlich gemacht, denn
noch wusste ich nicht, ob Winsen sich mit Hauseiberg und Steinbeck
mit Wilsede verbinden liess, aber immer ist dies alles nur der letzte
Nothanker, wenn ich es gar nicht anders machen könnte; denn ich
glaube, dass durch Zuziehung von Thürmen als Standpunkte (solide
Laternen wie Michaelis in Hamburg und Lüneburg etwa ausgenommen)
die Schönheit meiner Winkelmessungen nur verdorben werden wird,
und dass ich dann sogar besser fahre, die dritten Winkel gar nicht
zu messen. Für das erste hat [sich] nun während der letzten 8 Tage
meines Aufenthalts in Celle ein Ausweg angedeutet, der aber noch
ausserordentlich grosse Schwierigkeiten haben wird, und dessen Ge
lingen noch ganz zweifelhaft ist. Es ist nämlich bei Eschede ein
Punkt ausgefunden, der vermittelst einiger nicht bedeutenden Durch
haue mit Garssen und Falkenberg verbunden ist, dessen Verbindung
mit Hauseiberg aber einen sehr grossen Durchhau durch den Hassel
(über eine Strecke von 2000 m) erfordern wird, der aber natürlich
nicht eher angefangen werden kann, als bis ich theils die Richtung
auf 10" genau anzugeben im Stande bin, und zugleich auch entschieden
oder wenigstens höchst wahrscheinlich geworden ist, dass der Boden des
Hassels, der fast in der Mitte zwischen Eschede und Hauseiberg liegt,
nicht zu hoch ist. Die vier Punkte stellte nachstehende Zeichnung vor
Maasstab soiööö (Figur 14) -
Ich habe hier nur etwas Wald angedeutet. Hassel und Lüss sind
grosse zusammenhängende Waldungen, die wie eine Mauer alles ab-
schliessen; aber solche ausgedehnte Wälder giebt es viele, z. B. der
Lüsing bei Ebstorf, und die einzelnen hohen Föhren-, Buchen- und
Eichenkämpe, die sich schachbrettartig vor einander schieben, sind gar
nicht zu zählen!
A on V insen hat nun endlich der Haupt. Müller auf dem Hausei-