Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. [Bremen, 1820 Ende Mai oder Anfang Juni.] 
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werde dies letzte Jahr meines praktischen Berufslebens gar keine Ferien 
machen, und Bremen nicht verlassen. 
Dankbar habe ich Ihre Belehrung über die Spinnfaden-Mikrometer 
gelesen, und ich bin nun überzeugt, dass diese, mit Ihrer Vorsicht ge 
braucht, keine irgend bedeutende Ungewissheit in die Beobb. bringen 
können. Ich begreife, dass die Kraft, welche nöthig ist, damit die Spinn 
fäden unter starker Vergrösserung nicht sichtbar kraus erscheinen, 
schon überflüssig gross ist, um der Funicularia des Spinnfadens alle, 
auch bei den feinsten Beobb. merkbare Krümmung zu nehmen. — Wenn 
Sie übrigens gutmüthig meinen Ausdruck, dass diese Krümmung der 
Spinnfäden die Z.-D. zu klein geben werde, einem Schreibfehler zu 
schreiben, so muss ich leider offenherzig gestehen, dass es ein Irrthum 
meiner Vorstellung war. Ich dachte einfältig genug nur an die Pro 
jektion des Fadens am wirklichen Himmel, nicht an den umgekehrten 
Himmel im Fernrohr. 
Glasmikrometer werden, so durchsichtig dies auch ausgewählt wird, 
freilich immer einigen Lichtverlust veranlassen. Dies würde sich in 
zwischen bei vielen und den mehrsten und wichtigsten Beobb. ertragen 
lassen. Ob sich bei starken Vergrösserungen die Ungleichheiten des 
Glases auffallend zeigen werden, weiss ich nicht. Ich sah diese Glas 
mikrometer nur in sehr mässig vergrössernden nichtastronomischen 
Fernrohren, und in Mikroskopen, und in diesen war nichts von den 
etwaigen Ungleichheiten des Glases zu bemerken. — Unangenehm würde 
aber jede Unreinlichkeit des Glases, jede wohl nicht immer ganz zu 
vermeidende Bestäubung u. s. w. auffallen. 
Ihren mir angekündigten Aufsatz in I[hren] G. G. A. habe ich noch 
nicht gefunden, so begierig ich auch jedesmal, wenn Stücke dieser Ge 
lehrten Zeitung ankamen, danach gesucht habe. Ich bin sehr neugierig 
darauf, und erwarte ihn mit Ungeduld. 
Die königliche Societät zu London hat mich mit sämmtlichen Green 
wicher Beobb. von 1800—1817 in 18 Heften sehr angenehm beschenkt; 
ja auch die früheren angeboten, wenn ich sie zu besonderen Untersuchungen 
nöthig hätte, wovon sie aber nur einen sehr kleinen Vorrath mehr im Be 
sitz habe. Dadurch habe ich nun Pond’s Beobb. mehr schätzen lernen, die 
ich bisher nur aus den Philos. Transact. kannte. — Manche derselben ver 
dienen und erfordern doch noch eine neue Berechnung und Untersuchung 
z. B. die über die Parallaxe der Fixsterne mit seinen fixen Fernrohren. 
Welche Aberration hat Pond bei Berechnung dieser Beobb. gebraucht? 
Darauf kommt es doch sehr an. Gewöhnlich nimmt er, so viel ich 
gefunden habe, die Aberrationskonstante = 20",0, wie Bradley sie 
nach seinen spätem Beobb. am wahrscheinlichsten hielt, an, und trägt 
nur die Verbesserung nach, wenn man diese Konstante = 20",255 setzt.
	        
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