Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. [Bremen, 1820 Ende Mai oder Anfang Juni.] 
Aber wie, wenn sie, wie die neueren Beobb. zu geben scheinen, 20,70 
oder noch grösser wäre? Würde dann nicht eben aus seinen Beobb. 
doch vielleicht eine kleine Parallaxe der beobachteten Fixsterne zu 
folgern sein? 
Bessel wünscht in seinen Fund. Astr. 1 ) mit Recht, dass man Bradley’s 
Originalbeobb. über die Aberration und Nutation auffinden möge. Aller 
dings wäre dies sehr zu wünschen. Auch urtheilt er sehr richtig, wenn 
er sagt, das, was Bradley 1727 von seinen Beobb. bekannt machte, 
eigne sich nicht zu einer genaueren Diskussion. — Aber es scheint ihm 
entgangen zu sein, dass Bradley doch 1748 bei Gelegenheit seiner 
Abhandlung über die Nutation 89 seiner Originalbeobb. mittheilt. Freilich 
ist dies nur ein sehr kleiner Theil der vielen Tausende, die Bradley 
anstellte; freilich sind diese 89 Beobb. wohl schon oft diskutirt. Aber 
doch, glaube ich, dass sie eine neue Untersuchung nach der Methode 
der kleinsten Quadrate mit Rücksicht auf die neue Nutationskonstante, 
und der jetzt besser bekannten Präeession und eigenen Bewegung der 
Fixsterne verdienten. — Ich habe Bessel aufgefordert, diese Bradley- 
sclien Originalbeobb. durch einen seiner Schüler einmal wieder nach aller 
Schärfe berechnen zu lassen. 
Den Zeitungen zufolge soll ja der König die Fortsetzung der dä 
nischen Gradmessung durch die hannoverschen Länder befohlen haben. 
Ist dem so, lieber Gauss? Und werden Sie vielleicht schon im nächsten 
Sommer Ihre Campagne anfangen? Ich hoffe, Sie werden dann, wenn 
es gleich nicht zur eigentlichen Gradmessung gehört, auch den übrigen 
Theil des Königreichs Hannover mit grossen Dreiecken, behufs der Geo 
graphie und des künftigen Katasters, überziehen. Möchte doch auch 
Bremen einer Ihrer Dreieckspunkte, und zugleich für einen Theil Ihres 
Feldzuges Ihr Hauptquartier werden! — Ich bin sehr ungeduldig, dar 
über das Nähere von Ihnen zu erfahren. 
Schon lange habe ich ernsthaft darauf gedacht, Bremen mit Schu- 
macher’s Dreiecken in Verbindung zu bringen; ich sehe aber noch 
viele Schwierigkeiten dabei, weil Hamburg und Lüneburg so weit von 
uns entfernt sind. — Gern hätte ich die unvollendet gebliebenen Drei 
ecke, die während der französischen Okkupation von dem Obersten 
Epailly gemessen wurden. Er hat mir damals nur die Resultate für 
die geographische Lage von Varel, Oldenburg, Bremen, Jever u. s. w. 
aus seinem Bureau mitgetheilt, die ein dabei angestellter Ingenieur 
J. de Gelder mit einer übertriebenen Genauigkeit bis auf 10000 Theile 
9 luindamenta Astronomiae pro anno MDCCLV deducta ex observationibus viri 
incomparabilis James Bradley in Specula astronomica Grenovicensi. Per Annos 
1750—62 institutis. Regiomonti (Nicolovius) 1818. Krm.
	        
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