Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Gottingen, 1822 Oktober 24. 
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hat und jetzt nach Göttingen geht, sich angeblich zum künftigen Feld 
messer und Wasserbauverständigen auszubilden. Allerdings habe auch 
ich ihm sehr ernstlich gerathen, dies Brod-Studium hauptsächlich zu 
treiben, aber er scheint eigentlich die Astronomie leidenschaftlich zu 
lieben. Ich kenne ihn indessen zu wenig, da der bescheidene junge 
Mann sich erst kurz vor seiner Abreise mir gezeigt hat, um beurtheilen 
zu können, ob er so viel Genie hat, auch in dieser Wissenschaft etwas 
Eminentes künftig leisten zu können. Sie werden bald finden, ob er 
Ihres Unterrichtes würdig ist. — Neuere Sprachen, französisch, englisch, 
italienisch u. s. w. versteht er, auch kann er ein wissenschaftliches Buch 
in lateinischer Sprache lesen. — Vielleicht kann etwas Grosses, wenig 
stens mehr als Gewöhnliches aus ihm werden. 
Nach Boston habe ich vorläufig auch in Ihrem Namen gedankt, 
bin aber noch immer erbötig, Ihre etwaigen Aufträge dahin zu be 
sorgen, womit es indessen bei der vorgerückten Jahreszeit keine 
Eile hat. 
No. 462. Gauss an Olbers. [215 
Göttingen, 1822 Oktober 24. 
Seit dem 17. bin ich nun wieder von meiner Reise zurück, und 
ich eile, Ihnen, nachdem ich von den vielen unterdessen angehäuften 
Geschäften einige der dringendsten beseitigt, wieder ein Lebenszeichen 
zu geben. Zuvörderst noch meinen herzlichen Dank für die freund 
lichen Zeilen, womit Sie mich in Eschede erfreut haben. Meine Beobb. 
auf dem Wilseder Berge habe ich am 7. Okt. beendigt, es waren nächst 
dem Falkenberg, wo 1080 Repetitionen von Hauptwinkeln gemacht 
waren, die zahlreichsten (671). Der Durchhau vom Timpenberg nach 
Lüneburg ist leider unausführbar gefunden. Nachdem durch eine Strecke 
von 1800 Schritt vorerst ein schmaler Durchhau gemacht war, bis 
wohin die Aussichten günstig gewesen waren, fand sich das Terrain 
schon zu wenig deprimirt, und der Durchhau wurde daher sofort ein 
gestellt. Sie, theuerster Olbers, legen darauf wenig Werth, und man 
kann ebenso denken, wenn man die ganze Triangulirung lediglich als 
Mittel zur Bestimmung des Werthes des Breitengrades betrachtet. 
Allein ich habe davon bei meiner ganzen Arbeit immer abstraliirt und 
das Ziel im Auge gehabt, die gegenseitige Lage aller Punkte, welche 
meine Messung berührt, so scharf zu bestimmen, wie es bei dem heu 
tigen Zustande der Praxis und Theorie möglich ist, und deshalb möchte 
ich sehr ungern mein ganzes System auf den spitzen Winkel in Ham 
burg stützen, der sich auch gewiss auf dem hohen Michaelisthurm lange
	        
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