Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. [Bremen, 1820 Ende Mai oder Anfang Juni.] 
Icli zweifle sehr, dass sich eine völlige Uebereinstimmung der Umlaufs 
zeiten. und der verschiedenen Elemente durch diese Störungsrechnungen 
werde herausbringen lassen, nicht sowohl wegen unserer mangelhaften 
Kenntniss der Planetenmassen, die sich relativ zum Kometen vielleicht 
anders verhalten, als zu einem Planeten — denn die wahrscheinlichste 
Masse jedes Planeten in Beziehung auf den Kometen wird sich wohl 
aus den Rechnungen selbst ergeben —, sondern weil ich es nicht un 
möglich halte, dass der für Planeten durchaus ganz unmerkbare Wider 
stand des Himmelsraums bei dem so unendlich lockeren Kometen 
vielleicht nicht ohne Wirkung sei. Der immer so scharf abgeschnittene, 
und viel hellere vorangehende Rand der Kometenschweife, den ich so 
oft bemerkt habe, lässt auf einen solchen Widerstand nicht unwahr 
scheinlich schliessen. Die Wirkung dieses möglichen Widerstandes auf 
den Kometen wird sich schwerlich in Rechnung bringen lassen, theils 
weil das Volumen des Kometen nach uns unbekannten Gesetzen ver 
änderlich ist, theils weil dieser Widerstand, oder vielmehr die Dichtig 
keit des widerstehenden Mittels, wenn ich mich so ausdrücken darf, 
vermuthlich eine noch unbekannte Funktion des Abstandes von der 
Sonne sein wird. 
Haben Sie, lieber Gauss, Hansteen’s Untersuchungen über den 
Magnetismus der Erde durchgeblättert? Weiter habe ich bisher noch 
nichts gethan. Ob es überhaupt schon hohe Zeit ist, wie Hansteen 
meint, aus den bisherigen Beobb. eine Theorie zu entwickeln, weiss ich 
nicht; ich fürchte aber, für Hansteen war es doch noch zu früh, da 
er erst in den Zusätzen der zuerst von Flinders mit Bestimmtheit 
gemachten Bemerkung, dass für jedes Schiff die Magnetnadel eine eigene 
Abweichung zeige, die nach der Richtung des Schiffs veränderlich ist, 
erwähnt. Dies macht alle zur See angestellten Beobb. mehr oder we 
niger unsicher, wenn man nicht durch Vergleichung und Kritik die 
individuelle erforderliche Korrektion ausmitteln kann. Indessen scheint 
doch das Werk, so viel ich beim blossen Durchblättern bemerken konnte, 
sowohl an sich, als durch die grosse Menge gesammelter Beobb. sehr 
verdienstlich. Ich erinnere mich dabei, dass Sie, lieber Gauss, mir mal 
vor mehreren Jahren zuverlässige Abweichungs-Beobb. abforderten, weil 
Sie selbst eine Idee über die Theorie derselben versuchen wollten. 
Möchten Sie uns doch darüber belehren! In Hansteen finden Sie gewiss 
fast alles, was von Beobb. vorhanden ist. 
Aon der neuen Londoner astronomischen Societät werden Sie auch 
wohl die Adresse, und die Aufforderung zur Theilnahme erhalten haben. 
Das Papier geht mir aus. Verzeihen Sie mein langes unbedeutendes 
Geplauder.
	        
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