Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1823 April 4. 
händler dringen, da Ihnen dies das verbreitete Gerücht, Ihre bevor 
stehende Reise nach Hannover u. s. w. wünschenswerth machen müssen. 
— Dass man Sie von Hannover nicht leicht entlassen wird, ist gewiss. 
Es kommt also darauf an, sich auch im voraus ganz ins Klare zu setzen, 
ob Sie überhaupt unter gewissen Bedingungen und unter welchen in 
Göttingen bleiben wollen, und ob diese Bedingungen von der Art sind, 
dass die Hannoversche Regierung sie möglicher Weise bewilligen kann. 
Da hier alles auf beiden Seiten in Erwägung zu ziehen ist, so ist mir 
noch eingefallen, dass, so viel ich weiss, mit Ihrer jetzigen Stelle auch 
eine Pension für Ihre etwa nachbleibende Witwe verbunden ist, von 
der ich bei den Berliner Vorschlägen, so viel ich mich erinnere, nichts 
gehört habe. Doch dies könnte, wenn es Ihnen irgend wichtig scheint, 
noch wohl nachgeholt werden. — Dass manches in Berlin etwas nach 
lässig geht oder doch verschoben wird, davon kann ich Ihnen (unter 
uns) auch aus Bessel's letztem Briefe 1 ) ein Beispiel geben, und ich setze 
die Stelle um so mehr her, da sie vielleicht in einiger, wenn gleich 
entfernter Verbindung mit Ihrer Angelegenheit steht: „So vortrefflich, 
schreibt Bessel, Kater’s Pendelbeobb. in einer Hinsicht sind, so glaube 
ich doch, dass noch ein konstanter Fehler dabei ist, — auch glaubeich 
nicht, dass La Place durch die Korrektion, welche er an die Borda- 
schen Beobb. anbringt, den Fehler ganz wegschafft. Ich werde Ihnen 
meine Meinung über diesen Gegenstand gelegentlich näher angeben. — 
Ich hatte die Aufforderung, die durch den Tod meines theueren Tralles 
unterbrochene Bestimmung der Pendellänge fortzusetzen. Da ich aber 
die oben erwähnten Bedenklichkeiten hege, so wollte ich mich nur dann 
darauf einlassen, wenn man sich entschliessen sollte, mir ganz freie 
Hand zu lassen. Dazu scheint die Akademie nun nicht geneigt zu sein, 
wenigstens habe ich seit 2 Monaten nichts darüber gehört. Ich kann 
mich aber nicht entschliessen, meinen hiesigen Wirkungskreis zu ver 
lassen, w r enn ich nicht bestimmt übersehen kann, welcher Erfolg ver 
langt werden wird. Uebrigens kenne ich Tralles’ Idee nur im All 
gemeinen und weiss, dass sie mit Kater’s Methode im Wesentlichen 
übereinstimmt; vielleicht besass er Mittel, den Zweifel, welchen ich auf 
diesem Wege nicht zu heben wusste, zu beseitigen etc. etc.“ — Soweit 
Bessel. Es scheint mir also auch daraus zu schliessen, dass ein kleines 
Excitatorium in Berlin nicht unnöthig sein dürfte. Uebrigens, lieber 
Gauss, ist es gewiss Ihr Scherz, oder Ihre partheiische Freundschaft 
schreibt mir Einsichten zu, die ich wahrlich nicht habe, wenn Sie von 
mir einen Rath für Ihr Benehmen zu wünschen scheinen; aber gewiss 
erwarte ich mit eben der Ungeduld, eben der Theilnahme die Ent- *) 
*) Brief No. 304 im Briefwechsel Olbers-Bessel Bd. II, S. 241. Krrn.
	        
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