Gauss an Olbers. Göttingen, 1828 April 13.
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liehen Zweck wohl aufgefasst hat und natürliche Beurtheilung besitzt,
wird er schon von selbst nichts Wesentliches übersehen.
Ich habe die nöthigen Momente Ihnen gleich angezeigt, damit in
dem Fall, wo Sie es angemessen finden, durch Hrn. Klüver oder einen
anderen eine solche Probearbeit versuchen zu lassen, durch Hinundher-
schreiben keine Zeit verloren wird.
Ich befürchte übrigens, dass das Terrain zwischen Haverloh und
Wilsede und Falkenberg grosse Schwierigkeiten darbieten wird, und
wage kaum zu hoffen, dass das A H. W. F. sich effektuiren lassen wird.
Vielleicht aber könnte man nördlicher durchkommen, wenn etwa bei
Zeven ein Punkt wäre, der sich mit Haverloh, Wilsede und dem Berge
bei Harburg verbinden liesse. Kahle Höhen sind mir übrigens die liebsten
Punkte, 100 mal mehr wertli als Kirchthürme. Auf letztere wird man
leider zwischen Bremen und Ostfriesland wohl allein beschränkt sein.
Im allerschlimmsten Falle kann man weiter südlich gewiss durch
kommen, wenn man den Hüttenberg an den Deister und Falkenberg
knüpft, und dann lässt sich Bremen an Asendorf und Twistringen knüpfen.
Vor Anfang Mai werde ich Göttingen nicht verlassen. Schumacher
kann ich hier nicht erwarten, er will Ende Mai erst von Kopenhagen
zurückkommen. Er denkt auch noch einen Punkt bei Harburg an seine
A A anzuknüpfen, der, wie ich vorhin andeutete, vielleicht zur weiteren
Fortsetzung nach Westen nützlich sein kann. Einen Plan über die
Reihenfolge meiner Arbeiten kann ich jetzt noch nicht machen. Ver-
muthlich werde ich mit Timpenberg und Lüneburg anfangen. Die
Lokal-Inspektion wird entscheiden, ob ich noch den Punkt bei Nindorf
zuziehe. Vielleicht komme ich vor dem Anfang der Messungen selbst
von Hannover auf ein paar Tage mit meinem Sohn nach Bremen, um
mit Ihnen das Weitere zu verabreden und den Horizont Ihres Ansgarius-
Thurmes zu durchmustern. Das Rekognosciren einzelner Berge ver
stauet mein Gesundheitszustand mir selbst nur ausnahmsweise.
Jetzt noch ein paar Worte über die übrigen Gegenstände Ihrer
beiden gütigen Briefe. Ich danke verbindlichst für die gefl. Besorgung
des Briefes an Hrn. Everett. Die Societas Curonensis ist die Kur
ländische Gesellschaft, die schon zwei Bände schätzbarer Mémoires
herausgegeben hat. Damoiseau’s Schrift über den HALLEY’schen Kometen
ist schon im XXIV. Bande der Turiner Abh. gedruckt, ich selbst aber
habe sie, ob ich gleich schon ein halb Dutzend mal danach geschickt
habe, noch nicht zu Gesicht bekommen. Eine Anzeige, vermuthlicli von
Hrn. Mayer, [ist] in unseren Gel. Am. 1821 p. 1685. Durch meine von der
Stadt entfernte Wohnung und die seit mehreren Jahren beliebte Ein
richtung, dass nach jedem Buche zweimal geschickt werden muss, ist
der kurrente Gebrauch unserer Bibliothek mir beträchtlich erschwert.
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