Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1823 April 13. 
Von B[erlin] ist gar nichts erfolgt. Ich kann ans der Sache nicht recht 
klug werden. Ich weiss nicht, oh ich Ihnen geschrieben habe, dass 
Gerling in Cassel an der table d’hote von einem eben von Berlin ge 
kommenen Dr. Blum (verschieden von dem, der in Göttingen 4 Wochen 
vorher das Aelinliclie ausgebreitet hatte) hat erzählen hören, ich sei 
mit 4000 Rthlr. an die Akademie vocirt. Ich habe mich noch nicht 
überwinden können, etwas zur Beschleunigung zu tliun. Dass ich, 
wenn eine angemessene Vokation an mich kommt, mich auf keinen Fall 
in Göttingen zurückhalten lassen würde, will ich nicht sagen, aber 
meine äussere Lage müsste dann auf eine so durchgreifende Art ge 
bessert werden, dass ich auf einem ganz anderen Fuss wie bisher leben 
könnte. So allein würde möglich sein, sich über so manches, was sich 
jetzt nicht gründlich ändern lässt, wegsetzen zu können. Ob man aber 
dazu auf mein Hiersein genug Werth in Hannover legt, ist eine andere 
Frage. 
Durch Ihre Kometentafel, die ich dieser Tage erhalten,'haben Sie 
sich alle Astronomen zum grössten Dank verpflichtet. — Wenn ich die 
Anwendung, die General Müeeling von seinen, Tranchot’s und Krayen- 
hoff’s AA zur Bestimmung der Gestalt der Erde macht, recht ver 
stehe, so gründet sie sich lediglich auf die Azimuthe in Seeberg, Mann 
heim und Dünkirchen. Ich möchte aber bezweifeln, ob sich darauf mit 
Sicherheit bauen lässt. Ich glaube, dass die Azimuthe in Dünkirchen 
wenig fein sind, dass selbst das Azimuth in Seeberg noch etwas zu 
wünschen übrig lässt, und dass die AA selbst, bei ihrer grossen Anzahl 
noch von der äussersten Schärfe zu weit entfernt sind, so dass ich mich 
kaum wundern würde, wenn aus diesen Beobb. eine negative Abplattung 
gefolgt wäre. Tranchot’s A A scheint Müffling nur in einer solchen 
Form zu besitzen, wie ich die EpAiLLY’sclien. Wenn ich den Winkel 
Holiehagen, Falkenberg, Asendorf einerseits aus meinen, andererseits aus 
Epailly’s AA berechne, finde ich eine Differenz von 6",943. Den 
Längenunterschied zwischen Seeberg und Dünkirchen habe ich früher 
aus meinen, Epailly’s und Krayenhoff’s AA etwa p von dem ver 
schieden gefunden (mit Walbeck’s Abplattung), welchen Müffling mit 
sPr auf seinem Wege bestimmt hat. 
Ich bin durch einen Besuch unterbrochen worden und muss daher 
jetzt, um die Post nicht zu versäumen, eiligst schliessen.
	        
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