Olbers an Gauss. Bremen, 1823 Mai 9.
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kann. Foste restante-Briefe in Hannover lasse ich dort abfordern.
Hrn. v. L[indenau] habe ich über die bewussten Verhältnisse ge
schrieben, und er hat unter dem 30. v. M. den Gen[eral] v. M[üffling] da
von benachrichtigt. Aus des ersteren Briefe 1 ) an mich habe ich von
der Lage der Sachen in B[erlin] einigen Begriff bekommen, und es
wäre wohl möglich, dass noch vor meiner Abreise von dort etwas
Officielles einträfe. Lindenau rieth mir, meine Abreise noch etwas
länger aufzuschieben, was sich nun aber länger, als ich oben angedeutet
habe, nicht wohl thun lassen will.
Bessel’s Reise, um Tralles’ angefangene Pendelversuche zu voll
enden, kommt, wie er mir schreibt, * 2 ) nun nicht zur Ausführung. Ich
glaube, unter uns gesagt, viele Empfindlichkeit darüber in seinem Briefe
zu erkennen.
Von Schumacher habe ich seit langer Zeit keine Nachricht und
weiss nicht, ob und wann er nach Kopenhagen abgereist ist. Da nach
öffentlichen Nachrichten der König in die Herzogthümer zu reisen ge
willt ist, so wird dies wohl auch auf Schumacher’s Aufenthalt in
Kopenhagen einigen Einfluss haben.
Von Hannover aus schreibe ich Ihnen sogleich, vielleicht auch noch
einmal von hier aus.
No. 475. Olbers an Gauss. [254
Bremen, 1823 Mai 9.
Längst hätte ich Ihnen schon von dem Erfolg der Rekognoscirung
des Platzes bei Haverloh Nachricht gegeben, wenn diese schon ganz
nach Ihren Vorschriften ausgeführt worden wäre. Unser Wasserbau
direktor Blohm hatte sich selbst mit den beiden jungen Leuten, seinem
Bruder Blohm und Klüver, mit einem Theodolithen, einem grösseren
und kleineren Fernrohr u. s. w. versehen, dahin begeben. Es wurde
ihnen nicht schwer, den Platz auszumitteln, von dem Epailly be
obachtet hatte, und sie fanden noch die Spuren des Gerüstes, wenig
stens des Fundamentes dieses Gerüstes, das Epailly dort errichten
liess. Er hatte, der Erzählung der Anwohner nach, von einem etwa
30 Fuss hohen Gerüste seine Winkel gemessen. Sie, auf der Fläche
der Anhöhe, konnten von allen in Ihrer kleinen Karte verzeichneten
Punkten nichts sehen, als Bremen und Wilstedt, selbst Asendorf nicht.
Briefwechsel A. v. Humboldt-Gauss, Brief No. 12; vergl. hierzu auch No. 11,
Muffling an Lindenau. Krm.
2 ) Brief No. 139 im Briefwechsel Gauss-Bessel. Krm.