256 Gauss an Olbers. Göttingen, 1823 September 4.
und die weiteren mir seitdem von ihm gemachten Aufklärungen über
einige zweifelhafte Punkte berücksichtige, desto mehr mich überzeuge,
dass es unmöglich ist, darauf einen Plan zu diesen Arbeiten, ja kaum
einen Anfang zu einem Plan, darauf zu gründen. Namentlich erfahre
ich von ihm mit grossem Missvergnügen, dass das Ackerterrain bei
Kirchwalsede von Elmliorst nicht sichtbar ist, und dass hier nur der
als Dreieckspunkt natürlich ganz unbrauchbare Kirchwalseder Kircli-
tliurm eben mit seiner Spitze zwischen Bäumen und über mittwegs
liegende Waldungen herüberscheint, ebenso wie auch die Linie vom
Kirchwalseder Acker zum Everser Berge nur vermittelst eines Durch
haus durch dichte Privatwaldung von Buchen- und Eichenholz geöffnet
werden könnte. Es bliebe nun noch zu untersuchen, ob weiter nördlich
noch einige Möglichkeit zu hoffen steht, und ich möchte daher, w r enn
Hr. Senator Gildemeister seine Reise in diesem Augenblicke noch nicht
abgemacht haben sollte, sie aber zum Besten der Unternehmung jetzt
noch ausführen wollte, seine Aufmerksamkeit besonders auf die nord-
östl. Gegend von Bremen lenken. Namentlich hat Kapt. Müller von
der Gegend von Selsingen aus einen bei Ober-Ochtenhausen liegenden
kahlen Haidberg gesehen, der, wie er sich ausdrückt, ein sehr ein
ladendes Ansehen hat, welchen er jedoch nicht besuchte, da er damals
seine Aufmerksamkeit vornehmlich auf die weiter östliche Gegend
richtete, auch der damalige allseitige Moorbrand die Ausbeute jeder
Rekognoscirung sehr reducirte. Es könnte daher wohl noch wichtig
sein, den Horizont dieses Berges genau zu untersuchen, wobei
unter anderen auch die Sichtbarkeit der Oldendorfer Höhen und des
Bexöveder Thurmes hervorgehen wird. Indem ich übrigens diesen
Haidberg besonders hervorhebe, versteht sich von selbst, dass ich dem
Eifer des Hrn. Senator Gildemeister keine Grenzen zu setzen gemeint
bin, sondern je weiter er seine Rekognoscirung sonst auszudehnen sich
in dem Fall findet, desto erwünschter es mir sein wird.
Meine Absicht ist, wie ich Ihnen schon geschrieben zu haben glaube,
noch einmal auf den Brocken zu gehen und die dortigen Winkel
messungen zu wiederholen, während Hils, Hohehagen und Inselsberg
gleichzeitig mit Heliotropen besetzt sind, während Gerling am letzteren
Punkte die dortigen Messungen vornimmt. Die Ausführung dieses Planes
ist von Gerling abhängig und soll der Abrede nach stattfinden, so bald
er zum Inselsberg abgehen kann. In diesem Augenblick ist er noch
in der Gegend von Fulda; einer seiner Gehülfen auf dem Meisner hat
seit 10 Tagen von da mir Licht zugeschickt, welches ich an meinem
Dreieckspunkte in der Sternwarte eingeschnitten habe. Ich erwarte
schon länger jeden Posttag Gerling’s Bestimmung, um zum Brocken
abzugehen; wenn mir von der einen Seite deren bisheriges Ausbleiben