Gauss an Olbers. Göttin gen, 1820 .Tnni 28.
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schrift mitgetlieilt würde, ihm auch auf seinen Wunsch ein ausführliches
schriftliches Memoire eingereicht. Es schien dies auch um so billiger,
da diese auf Kosten des Landes ausgeführten Messungen keinen andern
als einen wissenschaftlichen Werth haben. Wie ich nachher hörte,
sollen auch durch den hannoverschen Gesandten in Paris Schritte ge
schehen sein, die aber zu nichts geführt haben. Ich weiss nun nicht,
ob dieser die Sache entweder zu lau betrieben, oder ob die Franzosen
aus Rancune auch das Unschuldige und für sie selbst Werthlose ver
weigert haben. Mir würde es nun unter den jetzigen Umständen
äusserst angenehm sein, alle EpAiLLY’schen Dreiecke ersten Ranges,
östlich von der Weser zu besitzen, wäre es auch nur eine Zeichnung,
ohne die Winkel in Zahlen, um mir die künftige Auswahl der Dreiecks
punkte zu erleichtern. Sollten Sie, theuerster Olbers, mir nicht viel
leicht diese, durch Hrn. Epailly selbst, oder durch Delambre oder
La Place verschaffen können? Denn gerade diese Auswahl ist es,
wo ich sonst am meisten von meinen Gehülfen abhängig sein werde.
Uebrigens besitze ich eine solche Zeichnung bereits, die mir Lindenau
vor mehreren Jahren mitgetheilt hat; allein tlieils sind die Punkte
darin gar zu vage designirt, so dass es bei vielen zweifelhaft bleibt,
welcher gemeint ist, theils ist dieses Netz nicht vollständig und na
mentlich ist es zwischen Lüneburg und Hannover durch eine grosse
Lücke unterbrochen. Man hat mir aber in Hamburg versichert, dass
Epailly wirklich eine ununterbrochene Kette von Dreiecken vom
Brocken bis Hamburg geführt habe.
Hansteen’s Werk über den Magnetismus] ist mir noch nicht zu
Gesicht gekommen. Vor einiger Zeit erkundigte ich mich danach
bei Reuss, der es noch nicht kannte. Ich werde nächstens einmal
wieder anfragen, ob die Bibliothek es schon besitzt. Gewöhnlich ruhen
dann aber solche Werke erst sehr lange in den Händen der Recen-
senten.
Meine LiEBiiERR’sche Uhr zeigte Anfangs einige Unregelmässig
keiten, aus denen ich schloss, dass sie nicht genug kompensire. Die
Kompensation kann an dem Pendel abgeändert werden (obwohl nur
sprungweise). Ich habe den Schluss-Steg etwas höher gestellt, und ihr
Gang scheint dadurch merklich gewonnen zu haben. Doch vermuthe
ich, dass die Kompensation noch zu schwach ist, obwohl es sehr prekär
ist, die zufälligen Ungleichheiten von den Wirkungen einer unvollkom
menen Kompensation zu trennen, da die Abwechslungen der Temperatur
im Uhrkasten seit einem Monat theils sehr gering, theils zu unregel
mässig waren. Schwerlich werde ich vor dem Winter, wenn wieder
beträchtliche Kälte ist, hiermit ganz ins Reine kommen können. Uebri
gens ist der Gang jetzt weit gleichförmiger als bei der REPSOLD’sclien