Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1824 Februar 1. 
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No. 490. Gauss an Olbers. 1 ) [229 
Göttingen, 1824 Februar 1. 
Herzlichen Dank für alle die gütigen Mittheilungen in Ihren 
beiden letzten Briefen. 
Ueber den Kometen kann ich Ihnen nicht viel wiedergeben. Den 
Schweif auf der der Sonne zugekehrten Seite habe ich gleichfalls an 
verschiedenen Abenden und besonders am 24. Jan. mit grösster Be 
stimmtheit gesehen. Wir lernen daraus, deucht mir, recht anschaulich 
einsehen (was von jeher meine Ansicht gewesen ist), dass wir von der 
wahren Ursache der Kometenschweife noch gar nichts wissen. Am 
27. Jan. habe ich eine Kreismikrometerbeob. und am 28. eine helio- 
metrische Distanzmessung gemacht, beide aber nicht reducirt, da die 
Sterne in der Hist. Cel. nicht Vorkommen, und noch keine Gelegenheit 
gewesen ist, die Sterne selbst zu bestimmen. Auch haben diese 
Messungen eigentlich keinen Werth, insofern gewiss schon um diese 
Zeit Meridianbeobb. an anderen Orten gemacht sind. Hier ist das 
Wetter dafür höchst ungünstig gewesen. Ich war jedesmal entweder 
am Platz oder hatte Ordre gegeben, mich zu wecken, wenn es klar 
wäre, aber dem ungeachtet konnte bis gestern auch nicht eine einzige 
Beob. im Meridian gemacht werden. Letzte Nacht erhielt ich die 
erste; aber gegen meine Erwartung war das Beobachten so schwierig, 
dass ich nicht viel Gewicht darauf lege. Bei der Ungewissheit des 
Platzes hatte ich die schwächste Vergrösserung eingeschraubt, da ich 
den Platz bloss nach Hakding’s Karte hatte schätzen können. Bei 
dieser schwächsten Vergrösserung (etwa 75 mal) war der Komet zwar 
am hellsten, allein die feinen Spinnfäden waren nicht zu erkennen, 
sondern ihr Ort konnte durch alternirendes Hin- und Abrücken der 
Laterne*) nur vermuthet werden. Mein Resultat ist 
1824 Jan. 31. 13 h 28 m 20 s ,5 152° 16'29",1 + 72° 38'34",6 
Sollte es diese Nacht heiter sein, so werde ich eine etwas stärkere 
Vergrösserung versuchen. 
Sehr befremdet hat mich die Stelle Ihres vorletzten Briefes, dass 
Bessel geäussert haben soll, er halte meine Polhölie * 2 ) für 1",5 zu 
Der Brief ist in deutscher Schrift geschrieben. Krm. 
*) Unglücklicher Weise steht wegen anderer Beobb. jetzt der Kreis so, dass die 
Moderirung des Lichts nur auf diese mangelhafte Art geschehen kann. Erst nach 
etwa 3 heiteren Abenden werde ich umlegen dürfen. Nur in der anderen Lage kann 
der Beobachter selbst mit dem Schlüssel die Beleuchtung moderiren. 
2 ) Vergl. Briefwechsel Gauss-Bessel Brief No. 143 und die beiden nächsten 
Briefe von Gauss an Olbers. Sch. 
18*
	        
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