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Gauss an Olbers. Gottingen, 1824 Februar 28.
je nachdem die Zahl der Beobb. in jeder Periode berücksichtigt oder
nicht berücksichtigt wird. Ich nehme daher einstweilen 51°31'48",0
an, bis ich eine ganz selbständige Bestimmung der Flexion machen
kann. Man darf an diesem Resultate nichts Erhebliches ändern, ohne
die Uebereinstimmung der BESsEL’schen Beobb. mit den meinigen (1820)
zu vernichten. Da der REPSOLü'sche Kreis jetzt doch nicht aufgestellt
ist und auch wohl so bald nicht wieder aufgestellt werden kann, da der
Zenithsektor an diesem Platze steht, so lasse ich jetzt eine Einrichtung
machen, um die zu jenem Kreise gehörenden schönen Mikroskope zur
Prüfung der Theilung des REiCHENBACH’schen Kreises zu verwenden.
Inzwischen wird nun wohl vor künftigen Winter an den Gebrauch nicht
zu denken sein.
Eine Reihe von Beobb. von Zenithaisternen, hier und in Altona 1 )
angestellt (Jan. und Febr. d. J.) an den Merid.-Kreisen geben die
Amplitude des Bogens unabhängig von allen absoluten Polhöhen =
2° 0'58",77, also 4" kleiner als die geodätische Messung mit Walbeck’s
Erddimensionen. Fast genau denselben Unterschied finden wir bei
Lauenburg, wo die Zenithaisterne, daselbst mit dem Zen.-Sekt. und in
Göttingen mit dem Mer.-Kr. beobachtet, die Amplitude 1° 50'29",98
und die geodätische Messung 1° 50'33",93 geben. Ich zweifle jetzt
gar nicht mehr an dem unregelmässigen Fortschreiten der Richtung
der Schwere und sehe die Uebereinstimmung von Lauenburg und
Altona wie etwas Zufälliges an. In der That, von Göttingen zum
Brocken ist die Abweichung im entgegengesetzten Sinn und mehr als
2mal grösser; die geodätische Messung giebt die Amplitude 0° 26' 13",99,
während die Vergleichung der astronomisch bestimmten Polhöhen
(51° 31'48",00 und 51° 58'11",65) 0° 26'23",65 giebt, oder eigent
lich noch etwas mehr, da Zach’s Beobachtungsplatz merklich südlich
(leicht 1") vom Dreieckspunkt war. Zwischen dem Brocken und Lauen
burg wird also die Differenz fast 15" betragen, und so viel kann man
dem wenn auch schlechten LENOiK’schen Instrumente unmöglich Fehler
Zutrauen.
Die Pasquich betreffenden Papiere habe ich durchgesehen. Die
Bestimmung der Abweichung des Instruments aus den Beobb. von
y Pegasi bleibt immer schwankend, allein die Art, wie Hansen es ge
macht hat, steht doch der von Litteow gebrauchten an Genauigkeit
weit nach. Ich finde, dass jene nur dann mit dieser gleichen Werth
hätte, wenn eine ^42-Beob. cirka so viel Gewicht hätte wie eine
Dekl.-Beob. Ich habe die Lage der Axe aus sämmtlichen Beobb. ab- 9
9 Vergl. hierzu auch Briefwechsel Gauss-Schumacher Brief No. 192—200,
202. Krm.