Olhers an Gauss. Bremen, 1824 März 6.
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weiter vorgefallen, nur dass Brinkley sich über Pond beklagt, dass
Pond behauptet hätte, die Greenwicher Dekl. hielten das Mittel zwischen
den in Dublin und Königsberg bestimmten. Pond habe dies nur da
durch scheinbar gemacht, dass er auf Brinkley’s Beobb. statt der von
Brinkley bestimmten, die nicht für sie passende BRADLEY’sche Re
fraktion angewandt habe. Eigentlich hielten seine (Brinkley’s) Dekl.
das Mittel zwischen denen von Pond und Bessel; auch zeigten seine
Beobb. nichts von der angeblichen Verrückung der Sterne nach Süden
seit 1813.
Inzwischen hat Pond für diese seine Dekl. die grosse goldene Me
daille von der Königlichen Societät erhalten, die indessen dabei aus
drücklich erklärt hat, sie wolle hierdurch nur Pond’s Fleiss und Ge
schicklichkeit belohnen, ohne über das noch Streitige in diesen Beobb.
zu entscheiden. Es scheint ordentlich eine Partheiung und Erbitterung
zwischen den britischen Astronomen einzutreten. Die Ultrapatrioten,
z. B. South, können es anderen, z. B. Baily, nicht vergeben, wenn diese
nur an der Unfehlbarkeit der PoND’schen Bestimmungen zweifeln wollen.
Einen Nutzen für die Wissenschaft hat diese Streitigkeit schon
gehabt. Um der Greenwicher Sternwarte das schwankend gewordene
Uebergewicht über alle Sternwarten zu sichern, hat das Komitee der
Königl. Societät bei ihrer letzten gewöhnlichen jährlichen Visitation
dieser Sternwarte beschlossen, dass noch ein Mauerkreis von Troughton
für dieselbe verfertigt und die Zahl der Gehülfen auf 3 vermehrt
werden soll, um dann an beiden Kreisen gleichzeitig zu beobachten.
Dass Dr. Tiarks auf seiner Expedition nach St. Helena und nach
her noch wiederholt durch Chronometer — [er] hatte zuletzt nicht
weniger als 27 an Bord — die Länge von Plymouth um 4 S anders
gefunden hat, als sie die Triangel gaben, werden Sie schon wissen, auch
dass es auf Schumacher’s Vorschlag 1 ) jetzt in Ueberlegung ist, künf
tigen Sommer vermittelst eines Dampfschiffes durch Chronometer den
Längen-Unterschied von Helgoland (einem Punkte der SchumACHER’schen
Dreiecke) und Greenwich zu bestimmen.
Dass der alte Pasquich durch Ihre Untersuchungen völlig gerecht
fertigt erscheint, hat mich sehr gefreut. Allerdings kann eine genäherte
Uebereinstimmung der aus Pasquich’s Beobb. folgenden Positionen mit
denen von ihm in den A. N. bekannt gemachten nicht positiv erweisen,
sie seien wirklich daraus hergeleitet, nicht aus Elementen berechnet.
Aber der ganze Grund der Anklage fällt doch dadurch weg. Neugierig
aber bin ich zu erfahren, wie Ihnen weitere eigene Rechnungen * 2 ) die
*) Vergl. Brief No. 501 von Olbers an Gauss, ferner No. 211 im Briefwechsel
Gauss-Schumacher. Krm.
2 ) Siehe Anmerk. 1 auf S. 285. Krm.