Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1824 April 8. 
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liberale Wissenschaftsliebe verehren, womit derselbe die bewusste An 
gelegenheit unterstützt. Indessen trage ich nun um so mehr Bedenken, 
von der mir ertheilten Erlaubniss, einen Gehülfen zu engagiren, auch 
wenn derselbe grösseren Aufwand erforderte, als ein aus Bremens Mitte 
gestellter machen würde — so dankbar ich diese Erlaubniss anerkenne — 
schon jetzt ohne weiteres Gebrauch zu machen. Denn in der That ist 
es unter jenen Umständen nun doppelt meine Pflicht, mit der bewilligten 
Unterstützung haushälterisch umzugehen, und die Möglichkeit zu ver 
hüten, dass diese schon erschöpft sein könnte, noch ehe die eigentlichen 
Messungen die Stadt Bremen selbst erreicht hätten. Einer solchen 
Gefahr würde ich mich aber (bei der noch stattfindenden Ungewissheit 
über die Schwierigkeiten der Triangulirung von Hamburg oder Wilsede) 
aussetzen, wenn ich schon jetzt z. B. Hrn. Köhler engagiren wollte, 
nicht zu gedenken, 1) dass die Ungewissheit, die in meinem letzten 
Briefe angedeutet wurde, noch nicht erledigt ist, und 2) dass ich nicht 
weiss, ob er sich den nöthigen Urlaub leicht würde verschaffen können. 
Aus allen diesen Rücksichten möchte ich einen jungen Gehülfen aus 
Bremen insofern vorziehen, als 1) derselbe schon an sich der Stadt 
bedeutend weniger kosten würde, 2) ich dann nicht gar zu ängstlich 
zu sein nöthig hätte, dass derselbe zu früh eingetreten, und 3) ein 
solcher allenfalls, wenn sich die Schwierigkeiten, von meiner bisherigen 
Operationslinie westlich weiter zu kommen, noch grösser und zeitrauben 
der zeigen sollten, als ich schon jetzt zu fürchten Ursache habe, erst 
noch, leichter als ein anderer Gehülfe, eine Zeit lang zurücktreten 
könnte, bis die Operationen sich Bremen mehr genähert hätten. Uebrigens 
könnte auch ein Gehülfe von etwas geringeren Einsichten, als z. B. 
Hr. Köhler zu haben scheint, wenn er sonst nur Pünktlichkeit und 
Anstelligkeit hat, doch zur Beförderung des Geschäfts wesentlich 
nützlich sein, da ich noch einen Heliotrop, den 4., bestellt habe, der 
bald vollendet sein wird, und durch gleichzeitige Besetzung von 4 Punkten, 
die durch Heliotroplicht sichtbar gemacht werden müssen — ein Fall, 
der vermuthlich sehr viel zwischen Wilsede und Bremen Vorkommen 
wird — die eigentlichen Messungsarbeiten sehr werden beschleunigt 
werden können. In der That sind die Aussicht auf eine solche Unter 
stützung und der Wunsch, die Stadt Bremen selbst mit in das Triangel 
system zu ziehen, die Beweggründe, die mich allein antreiben konnten, 
den Kampf mit den grossen Schwierigkeiten auf diesem Wege zu unter 
nehmen, welche Schwierigkeiten auf einem südlicheren Wege über den 
Köterberg und das Osnabrücksche nach Bentheim allem Anschein nach 
sehr viel geringer gewesen sein würden. Wie viel die Hoffnung, bei 
der Wahl des ersten Weges eine Zeit lang in Ihrer Nähe, theuerster 
Olbers, zu leben, mir persönlich denselben angenehmer macht, brauche
	        
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