Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1824 Mai 6. 
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treffen, dass die Transportkosten seiner Person nicht auf Ihre Rechnung 
kommen, sondern bremisclierseits bestritten werden. 
Wahrscheinlich hatten Sie bei Abfassung Ihres Briefes die Zeilen 
noch nicht erhalten, mit denen ich einen von Schumacher zur weiteren 
Spedirung geschickten Brief Littrow’s begleitete, da Sie des Ihnen 
gemeldeten Vorhabens von England aus die Längen-Differenz zwischen 
Greenwich und Helgoland, wahrscheinlich noch in diesem Monat durch 
ein Dampfschiff mit vielen Chronometern an Bord bestimmen zu lassen, 
gar nicht erwähnen. Mir thut es sehr leid, dass Schumacher nicht 
selbst in Helgoland sein kann, da es hier so sehr auf die genaueste 
Zeitbestimmung an diesem Orte ankommt; hoffentlich wird er einige 
von seinen geschickten Gehülfen hinschicken. Da es auch Ihnen inter 
essant sein muss, auf diese Art Ihre Triangel dem Längen-Unterschiede 
nach mit Greenwich verbunden zu sehen, so bin ich wirklich noch 
nicht ganz gewiss, ob dieser Umstand nicht einige Veränderungen in 
den Plänen, die Verbindung mit Krayenhoff’s Dreiecken zu bewirken, 
hervorbringen wird. Indessen können Sie sich freilich auf Schumacher's 
Messungen so vollkommen verlassen, dass es unnötig sein wird, Helgo 
land unmittelbar zu einem Ihrer Dreieckspunkte zu machen. 
Ihre neuen Beobb. über die Göttinger Polhöhe waren mir sehr 
interessant. Es scheint also an Ihrer mir zuletzt gemeldeten Polhöhe 
nur sehr wenig mehr zu ändern. Bessel 1 ) schrieb mir neulich, Ihre 
gemeinschaftlichen Beobb. derselben Sterne geben den Unterschied Ihrer 
beiderseitigen Polhöhen 3° 11'4", 19. Der Unterschied der bestimmten 
absoluten Polhöhen 54° 42' 50",4 — 51° 31' 47",64 giebt 3° 11' 2",76. 
Es bliebe also nur noch eine Differenz von 1",43 zwischen beiden Pol 
höhen und beide Bestimmungs-Methoden zu vertheilen. Sollte man sich 
wohl viel näher kommen können? 
Endlich habe ich in einem englischen Journal eine Nachricht über 
die Methode gefunden, wodurch der Graf d’Assas Montdardier * 2 ) die 
Parallaxe einiger Fixsterne zu bestimmen gesucht hat, und worauf mich 
der vortheilhafte Bericht, den die Kommissarien (Delambre, Dr. Rossel 
und Biot) damals sowohl der Akademie, als dem Board de Long. 3 ) ab 
gestattet haben sollten, so neugierig machte. Assas befestigt auf einem 
Berge einen aus eisernen Stäben verfertigten gleichschenkligen Triangel, 
dessen Höhe zur Basis sich wie 1:15 verhält, und beobachtet nun im 
Meridian nordwärts, 6—700 Yards davon entfernt, mit einem Fernrohr 
die An- und Austritte des Sterns aus den beiden Schenkeln des Drei 
0 Brief No. 309 von 1824 März 25 im Briefwechsel Olbers-Bessel. Krm. 
2 ) Siehe Brief No. 449 und die Anmerkung 3 auf S. 187. Krm. 
3 ) Bureau des Longitudes. Krm.
	        
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