Gauss an Olbers. Hannover, 1824 Mai 18.
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No. 504. Gauss an Olbers. [235
Hannover, 1824 Mai 18.
In Folge der mir von ihnen gegebenen Erlaubnis benachrichtige
ich Sie, dass ich im Begriff bin, die Messungsarbeiten anzufangen. Ich
reise noch heute zum Falkenberge ab, und ersuche Sie, den jungen
Klüver nach Visselhövede gehen zu lassen, wo er von dem Hauptmann
Müller die Instruktion für die ersten Arbeiten erhalten wird. Vielleicht
wird der Hauptmann Müller seinen Aufenthalt nicht in Visselhövede,
sondern in Hiddingen näher beim A platz und etwa 4- Stunde von Vissel
hövede entfernt nehmen, welches Hr. Klüver leicht im Posthause in
Visselhövede erfahren wird. Wenn Hr. Klüver seine Reise sofort
antreten kann, so findet er Hauptm. Müller gewiss noch dort; sollte
aber des ersteren Abreise sich verzögern, und Müller die Geschäfte in
Visselhövede schneller absolviren, als sich vermuthen lässt, so wird doch
Hr. Klüver den Hrn. Baumann dort finden und von ihm Müller’s
schriftliche Anweisung erhalten.
Zuerst geht mein Bestreben dahin, mich nach Bremen zu vorwärts
zu arbeiten. Während dem wird dann auch gesucht werden, das weiter
nördlicher liegende Land kennen zu lernen, um die Dreiecke bis zum
Meere ausdehnen zu können. Wenn man erst bis zum Meere selbst
gekommen ist, würde der Anschluss von Helgoland keine Schwierigkeit
haben. Wenn Schumacher Helgoland einen seiner Dreieckspunkte
nennt, so heisst dies vermuthlich bis jetzt nur so viel, dass er die Ab
sicht hat, ihn künftig dazu zu machen, denn so viel ich weiss, ist noch
gar kein bestimmtes Netz projektirt.
Mit Sorge und Unruhe habe ich wegen des Gesundheitszustandes
meiner Frau Göttingen verlassen. Wie glücklich wäre ich gewesen,
wenn ich Ihr ärztliches Gutachten, mein theuerster Freund, und Ihren
Rath hätte erhalten können. Wie gern wäre ich vor dem xAnfang der
Messungen mit ihr auf einige Tage erst nach Bremen gekommen; aber
leider war sie zu schwach, um bei der noch immer rauhen Witterung
die Reise wagen zu können. Der Arzt wünscht, dass sie das Emser
Bad besucht, wenn nur ihre Kräfte es erlauben.
Meine erste Adresse würde sein Bergen bei Celle. Sind indessen
Umstände und AVitterung günstig, so wird mein Aufenthalt daselbst
nur von kurzer Dauer sein und meine nächste Adresse Visselhövede p. r.