Olbers an Gauss. Bremen, 1824 Juni 15.
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Ich meine, Sie und Bessel mögen sich auch gefasst machen, bald mit
Koth beworfen zu werden.
Mit dem heliotropischen Telegraphiren geht es nach der Einrichtung,
die ich jetzt gewählt habe, recht schön. Müller signalisirte mir zum
Beispiel vor ein paar Tagen die zwei Winkel zwischen Bullerberg, Scliessel
und Sittensen, die er am Brüttendorf-Platz gemessen hatte, 13° 30'
und 54° 54', und setzte mich dadurch in den Stand, ihm am nächsten
Tage alle Richtungen von dort nach Wilsede, Eversen, Bremen, Lit-
berg etc. zu schicken. Leider kann er nur bei dem Moordampf noch
wenig Nutzen davon ziehen. Die Zeichen lesen sich recht gut. Auch
Lieutenant Hartmann und mein Sohn haben einige ihnen gegebene
Zeichen gleich gut gelesen und beantwortet. Es würde gar nicht schwer
sein, ganze Wörter durch Buchstaben zu signalisiren; bei gehöriger
Einübung und guter Sonne müsste jeder Buchstabe nicht viel über
\ Minute Zeit kosten.
Durch meine bisherigen Winkelmessungen ist nun auch Rotenburg
mit grosser Schärfe bereits festgelegt. Wenn ich die Position von
Bremen zu Grunde lege, die aus meinen, Epailly’s und Krayenhoff’s
Messungen von mir über den Falkenberg, Asendorf etc. Bentheim, die
nordwestl. holländischen Punkte, Ostfriesland und Oldenburg her berechnet
ist, so stimmt die Richtung, die ich im vorigen Jahre in Bremen ge
messen, auf die Minute; genauer war die Messung selbst nicht. Der
Thurm hat übrigens oben keine Oeffnung, und wenn auch eine da wäre,
wäre doch jetzt kein Gedanke daran, auch nur halb so weit wie Bremen
sehen zu können. Vom Bullerberg aus wird wohl der Höperhovener
Berg, obgleich nicht ganz so hoch wie jener, Bremen verdecken. Es
thut mir leid, statt des Bullerberges nicht Höperhoven selbst gewählt
zu haben, ich traute zu viel auf Müller’s und Klüver’s Versicherung,
dass von Höperhoven Wilsede nicht sichtbar sei; allein es ist mir jetzt
sehr wahrscheinlich, dass beide sich geirrt haben. Brüttendorf, Eversen,
Bremen und Elmhorst lassen sich mit Höperhoven verbinden. Für
Elmhorst würde aber ein neuer Durchhau nöthig sein.
No. 5io. Olbers an Gauss. [m
Bremen, 1824 Juni 15.
Ich hoffe, der starke Regen in der Nacht vom Sonnabend auf
den Sonntag und den grössten Theil des Sonntags hindurch wird den
verwünschten Moorrauch gedämpft und die in diesen Tagen darauf
folgende Heiterkeit Ihnen die nöthige und erwünschte Aussicht nach