Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1824 Juni 22. 
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blicke; aber so recht durchsichtig scheint die Luft selten zu sein. Vom 
Moordampfe lässt sich bei uns nichts mehr spüren. 
Nun wird es auch wohl bald nöthig sein, beim Herzoge von Olden 
burg die nöthigen Einleitungen von Hannover aus zu veranlassen, um 
bei der Fortsetzung der Messungen keine Hindernisse oder Aufenthalt 
zu finden. 
Die Depesche aus Göttingen, wonach Sie mit Hecht so sehr ver 
langten, werden Sie hoffentlich am 19. in Rotenburg vorgefundeu haben. 
Sie lief bei mir am 18. um 4 Uhr Nachmittags ein, und ich konnte sie 
glücklicher Weise mit der gerade abgehenden Post gleich weiter spediren. 
Dr. Chladni ist jetzt hier und hat wieder die Absicht, Vorlesungen 1 ) 
über die Akustik und seine Meteorsteine zu halten. Ob sie in dieser 
Jahreszeit, wo so viele abwesend sind oder ihre freien Stunden doch 
gern auf dem Lande zubringen, zu Stande kommen werden, weiss ich 
noch nicht. Ich habe gern unterschrieben und ihm das Honorar gegönnt; 
nur wird er nicht von mir verlangen, dass ich alle seine Vorlesungen 
(er droht mit 12 oder 14) besuche. Es ist doch wirklich traurig, dass 
dieser in mancher Rücksicht verdiente Mann von keiner Regirung 
irgend eine Anstellung, irgend ein Gehalt erhält, und er sich nun noch 
in seinem 67. Jahre auf solche Art sein nothdürftiges Auskommen suchen 
muss. Uebrigens ist er noch ebenso redselig, wie ich ihn immer gekannt 
habe. Seine Bekanntschaft mit fast allen Gelehrten und gelehrten An 
stalten giebt seinem Redefluss doch zuweilen etwas Unterhaltendes. 
Ueber Pasquich (Chladni war 1819 in Ofen) urtheilt er nicht günstig. 
Es scheint, dass die Franzosen den Längenbetrag des von Brest 
bis an den Rhein gemessenen Bogens des Parallelkreises durch Pulver 
signale bestimmen wollen, die die einzelnen Stationen mit einander ver 
binden sollen. An wie vielen Orten müssen da nicht Zeitbestimmungen 
gemacht werden? Und kann man da immer auf völlig scharfe Zeit 
bestimmung rechnen? 
Haben Sie schon die Abbildung von Gruithuisen’s angeblicher Mond 
stadt * 2 ) und seinen Wald-Alleen oder Landstrassen im Monde gesehen? 
Die Einbildungskraft des Mannes ist gross; aber allerdings ist das, was 
er für eine Stadt hält, womit es doch gar keine Aehnlichkeit hat, 
immer merkwürdig, wenn anders seine Zeichnung, woran ich doch zu 
zweifeln keine Ursache habe, richtig ist. Er hat sie im 2. Stück von 
Kästner’s Archiv für die gesammte Naturlehre bekannt gemacht. Neu 
gierig bin ich, wie Lohrmann und Kunowsky denselben Gegenstand 
sehen und beurtheilen werden. 
9 Yergl. hierzu auch Brief No. 380 (1817 März 12) in Olbers Bd. II, 1. Krm. 
2 ) Siehe auch Olbers Bd. I, No. 192 und 197. Krm.
	        
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