Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Zeven, 1824 Juli 4. 329 
6 m östl. — Durch meine Prüfung der KßAYENHOFF’schen Dreiecke in 
NO von Holland von deren Schlechtigkeit überzeugt und die Genauigkeit 
der EpAiLLY’schen Messungen nicht kennend, hatte ich mich allenfalls 
auf einen Unterschied von 30 m—40 m gefasst gemacht. Auch die 
7 m würden mir, wenn ich die ganze Kette selbst gemessen hätte, noch 
viel zu viel sein; wäre aber wirklich ein Unterschied von 7" N und W 
gewesen, also die Lage zusammen über 250 m unrichtig, so würde ich 
nicht anstehen zu erklären, dass entweder Kbayenhoff’s oder Epailly’s 
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Messungen oder beide keinen Dreier werth wären. Es ist mir nicht 
recht klar, wie Sie jenen vermeinten Unterschied von 7" mit dem von 
6" bei Altona in Vergleich stellen; bei letzterem Orte war die astro 
nomische Lage von Altona (*Lage der Vertikalen daselbst gegen die 
Erdaxe und eine bestimmte Anfangs-Meridianebene) um 5" oder 6" ab 
weichend von dem, was aus der astronomischen Lage von Göttingen 
gefolgert war. Bei Bremen hingegen war die Lage gegen Göttingen 
bloss geodätisch zweimal bestimmt, einmal auf einem ungeheuer langen 
Wege und einmal auf einem kurzen. Grösserer Klarheit wegen könnte 
man 3 Arten, die Lage eines Ortes anzugeben, unterscheiden: 
1) Die geodätische, indem ich z. B. sage, dass Bremen auf dem 
langen Wege 173065,8 m nördl. und 76342,5 m westl. von Göttingen 
gefunden, auf dem kürzeren aber einstweilen 173073,6 m und 76348,5 m. 
Da die Erde kein Planum ist, so ist eigentlich erst noch zu erklären, 
wie dies nördl. und westl. zu verstehen ist. Man kennt den gewöhn 
lichen (unrichtigen) Sprachgebrauch: Abstand vom Meridian und Perpen 
dikel. Meine Zahlen sind eigentlich etwas anderes, nur Analoges, allein 
eine gründliche Erklärung ist in der Kürze nicht möglich. 
2) Die geodätisch-astronomische oder pseudo-astronomische Lage, 
wenn man die geodätischen Messungen auf ein regelmässiges Ellipsoid 
applicirt und danach die Breiten- und Längen-Unterschiede angiebt. Ich 
1824 Jofi 4. 
kann hier Bremen nicht als Beispiel anführen, da ich die in dieser Form 
sich darauf beziehenden Zahlen gar nicht bei mir habe, und die Rechnung 
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in dieser Form nach den neuen Messungen gleichfalls noch nicht bis 
Bremen geführt habe. 
Man kann diese beiden Arten nur wie eine betrachten, wobei gleich 
sam nur die Form verschieden ist, aber wesentlich verschieden ist. 
3) Die wirklich astronomische Lage, die ich oben (bei *) definirt 
habe. Nach allen neueren Erfahrungen hält diese gar nicht Schritt 
mit 2) und es giebt kein Mittel, sie zu finden als wirkliche astrono 
mische Beobb. Meiner Ansicht nach aber hat sie en récompense bloss 
für den Astronomen Interesse, insofern an einem Orte auch wirklich 
astronomische Beobb. angestellt werden, die bis auf eine Bogensekunde 
genau sind. In jeder anderen Beziehung, wo man die gegenseitige Lage
	        
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