Gauss an Olbers. Zeven, 1824 .Juli 8.
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Grad der Genauigkeit in den Beobb. (gleichviel, wie gross oder wie
klein er sein mag) bedingt immer wieder den Grad der Genauigkeit,
die man von den Resultaten fordern darf, und die Genauigkeit der
Beobb. kann nach meiner Meinung ein an sich schlechtes Dreieck durch
aus nicht gut machen; wenigstens wäre [es] sonst überflüssig gewesen,
die übrigen guten Dreiecke mit derselben Schärfe zu messen. Höchstens
kann dadurch dann das ganze System wieder in Parallele mit anderen
an sich viel schlechteren Messungen zurückkommen.
Ich habe es bisher für ein blosses Vorurtheil gehalten, wenn man
Dreiecke mit sehr kleinen Winkeln der Genauigkeit für nachtheilig
hielt, insofern die den spitzen AVinkeln gegenüberliegenden Seiten keine
Uebergangsseiten abgeben; ich habe solche kleinwinkligen Dreiecke bloss
deswegen für minder gut gehalten, weil man damit auf einmal nicht
viel weiter kommt, also mehr Zeit und Kosten gebraucht, als wenn
man auf einmal viel fortschreiten kann; und auch dieser Grund fällt
ganz weg, wenn die Aufsuchung und in Standsetzung eines grossen
Dreiecks vielleicht doppelt so viel Zeit kostet, als die Messung zweiel'
Dreiecke zusammen, die eben dahinführen, und wovon das eine einen
sehr spitzen Winkel hat. Demungeachtet habe ich nicht ganz nach
diesem Princip gehandelt, sondern ein Dreieck mit einem kleinen Winkel
nie eher adoptirt, als bis ich fast alle Möglichkeiten erschöpft hatte,
es zu vermeiden (nur diejenige Möglichkeit nicht, die zu schlechten
Messungen selbst geführt hätte d. i. Zach’s hohe Thürme), nicht weil
ich geglaubt hätte, dadurch an Genauigkeit etwas zu gewinnen, sondern
aus dem wohl verzeihlichen Wunsche, dem System so viel [wie] möglich
ausser dem inneren Gehalt auch Schönheit und Rundung zu geben. Da
ich nun aber Sie, theuerster Olbers, durch das, was ich in einem früheren
Briefe darüber schrieb, nicht überzeugt habe, sondern da Sie den Nach
theil, der für die Genauigkeit aus dem spitzen Winkel sonst entstehen
würde, durch die Schärfe der Messungen gut gemacht verlangen, was
nach meiner Ansicht unmöglich ist, so werde ich selbst in meiner bis
herigen Ansicht ganz irre und zweifelhaft, ob sie nicht ganz unrichtig
gewesen, und darf wenigstens auf keinen Fall hoffen, andere von der
Richtigkeit derselben zu überzeugen. Was namentlich das Dreieck
Br[emen]—Br[üttendorf]—Went[el] betrifft, so hätte ich mich selbst
sehr ungern dazu entschlossen, weil es nicht schön ist und auf einmal
nicht viel weiter bringt; rücksichtlich der Genauigkeit aber (ganz ab
gesehen davon, wie genau die Winkelmessungen an sich sind) würde ich
dasselbe, seine Winkel zu 12°, 46°, 122° angenommen, vollkommen einem
anderen gleichgestellt haben, dessen Winkel 76°, 46°, 58° gewesen wären. 1 )
x ) Siehe Anmerkung auf S. 334. Sch.