Olbers an Gauss. Bremen, 1824 August 31.
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von Altona abkommen könne; ob es später möglich sei, hänge noch
von einem ihm zugedachten Besuch eines Freundes ab, den er indessen
aufzuschieben suche. Ich hoffe demnach, dass es in den ersten Tagen
der künftigen Woche möglich sein wird, Sie, mein allertheuerster
Freund, in Zeven zu besuchen, wenn Sie anders noch so lange da sein
werden, worüber ich mir, wo möglich, eine kleine Nachricht erbitte.
Ich habe mit Vorbedacht gestern nicht geschrieben, weil ich noch
keinen Brief für Sie erhalten habe. Sollte heute noch einer ankommen,
so werde ich ihn beilegen. Den Einschluss an Hrn. Querfeld werden
Sie entschuldigen.
Für den kleinen Kometen 1 ) habe ich vor einigen Tagen folgende
genäherte Elemente berechnet:
Zeit der Onähe Sept. 28, 4923
Länge 3°44'16"
ft 279 45 1
Neigung 5514 3
Log. d. kl. Dist 0,02484 mot. dir.
Mein erster Versuch 1 ) aus den nahen und groben Beobb., der
Sept. 24, 17 h Ti — 17° 18' etc. gegeben hatte, war also noch sehr ab
weichend. — Hr. Dr. Schmidt muss durch einen Bechenfehler auf ganz
irrige Elemente geleitet worden sein.
Der Komet wird wenigstens noch bis zum Dec. sichtbar bleiben.
Im neuesten Stück von Tilloch’s Philos. Magaz. Juli 1824 ist
schon eine ausführliche Nachricht von der Bessel zugeschriebenen Er
findung, die Biegung * 2 ) des Fernrohrs am Meridiankreis zu bestimmen,
von Baily nach dem Briefe eines ausgezeichneten Astronomen des
festen Landes (wahrscheinlich Prof. Schumacher) gegeben.
In eben dem Stück ist von J. Ivory eine, wie es mir scheint,
sehr elegante Auflösung des Problems gegeben: Wenn die Länge einer
geodätischen Linie auf der Erdoberfläche, und zugleich die Länge,
Breite und das Azimuth eines ihrer Endpunkte gegeben ist, die Länge,
Breite und das Azimuth am anderen Endpunkte zu finden. — Inter-
x ) Komet 1824 II, Juli 23 von Scheithaueb in Chemnitz entdeckt. Die Ele
mente des ersten V ersuches hatte Olbers wohl Gauss mündlich in Bremen mitge-
theilt. Siehe auch Olbers Bd. I No. 93—96. Krm.
2 ) Bessel ist in der Veröffentlichung seiner Methode, die Biegung astronomischer
Fernrohre zu bestimmen (A. N. Bd. 3, No. 61) Gauss zuvorgekommen, der nach Brief
No. 312 im Briefwechsel Olbers-Bessel die gleiche Methode im Juli 1824 Olbers in
Bremen mitgetheilt hatte. Vergl. auch Gauss-Bcssel, Brief No. 145, S. 439. Gauss
hat seine Methode nicht veröffentlicht, auch in dem bisher herausgegebenen Nachlass
ist nichts darüber mitgetheilt. Krm.
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