Olbers an Gauss. Bremen, 1820 August 17.
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Im Ganzen, dünkt mich, würde ich ceteris paribus immer ein Instru
ment vorziehen, hei dem ich nicht von der grösseren oder geringeren
Aufmerksamkeit eines Gehülfen in Ansehung der Genauigkeit des Re
sultats abhängig bin. Die etwa auch in den möglichst vollkommen
gearbeiteten Theodolithen noch zurückbleibenden kleinen Fehler lassen
sich doch wohl entdecken, und so unschädlich machen. So zeigt auch
das, was Schumacher mit seinem Theodolithen erhalten hat, nach dem,
was er mir darüber meldet, eine sehr befriedigende Genauigkeit — doch,
lieber Gauss, ich wiederhole es, ich verstehe die Sache nicht, und habe
eigentlich gar kein kompetentes Urtheil darüber.
Schwierig wird es immer sein, recht tüchtige Gehülfen zu finden.
Einen kenne ich, der sich ganz vorzüglich dazu schicken würde, allein
ich zweifle, ob er dies Geschäft annehmen will und annehmen kann.
Dies ist unser Mechanikus Treviranus, ein Schüler von Reichenbach,
ein äusserst geschickter und genievoller junger Mann, der noch mal
ein zweiter Repsold werden kann. Er verbindet mit den glücklichsten
praktischen Ideen einen Geist von Genauigkeit, und bei seiner ver
trauten Kenntniss aller Werkzeuge würde er unter Ihrer Leitung bald
ein sehr zuverlässiger Observator werden, so wie alles Mechanische
entweder von ihm selbst, oder doch unter seiner Aufsicht aufs Beste
und ganz Ihrer Vorschrift entsprechend verfertigt werden könnte.
Dabei ist er unermüdet, und scheut weder Entbehrungen noch andere
Unbequemlichkeiten. Sollten Sie auf ihn reflektiren, so bitte ich mir
1) die Bedingungen zu melden, die Sie einem solchen Gehülfen etwa
beiläufig gewähren könnten, 2) ungefähr die Zeit zu bestimmen, die
Sie ihn brauchen würden, z. B. ein oder mehrere Jahre, und wie viel
Monate in jedem Jahre. Dann will ich ihn gern darüber sondiren, und
ich glaube, bei seinem brennenden Eifer sich auszuzeichnen und etwas
zu leisten, wird er grosse Lust zu dieser Messung haben, wenn er nicht
schon anderweitig engagirt ist. Er hat hier kürzlich (nachdem er die
Dampfschiffe eingerichtet hatte) eine Mühle, Farbhölzer zu mahlen, für
einen unserer Mitbürger angelegt, deren Einrichtung etwas geheim ge
halten wird, die aber so vortrefflich wirkt, dass alle übrigen gar nicht
dagegen arbeiten können. Jetzt ist er beschäftigt, für eine andere
Anstalt eine hydraulische Presse zum Oelpressen zu errichten.
Wahrscheinlich werden Sie doch die bevorstehende grosse Sonnen-
finsterniss noch in Göttingen beobachten? — Einige Tage vorher, am
29. Aug. findet bekanntlich eine Bedeckung der Plejaden statt. Ich
habe diese nach meinen Formeln für Bremen berechnet, und vielleicht
ist es Ihnen nicht ganz unangenehm, hier die Resultate der Rechnung
zu sehen, um sie mit denen für Florenz in den Mailänder Ephemeriden
vergleichen zu können.