Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Olbers an Gauss. Bremen, 1824 November 20. 
gesetzte Wirkung auf die Dreiecke 5 und 6 hat, so dass bei einem 
nothwendig der Fehler über 2" bleiben muss. Am auffallendsten ist 
das Dreieck 3, und obgleich die Natur des Theodolithen eine Tendenz 
mit sich führt, die Winkel zu klein zu messen, so scheint der Fehler 
doch viel zu gross, um nicht eine andere Ursache für wahrscheinlich 
zu halten. Eine Aufklärung scheint daher auch für die physische höhere 
Geodäsie sehr wichtig, und das ganze Dreieck verdiente daher wohl auf 
das Sorgfältigste nachgemessen zu werden. Falls ich überhaupt die 
Messungen fortsetze, muss ich doch ohnehin Bremen und Brillit noch 
einmal besuchen, und so wäre es also wohl der Mühe werth, auch den 
Winkel in Zeven, so wie für 4) den in Brüttendorf, noch einmal sorg- 
fältigst nachzumessen. Auch mit den Winkeln in Wilsede war ich noch 
nicht zufrieden und beklagte es innig, nicht noch über 2 gute Tage 
zu disponiren gehabt zu haben. Schwerlich würde jedoch ein längeres 
Verweilen etwas gefruchtet haben, da gar keine recht guten Nach 
mittage nachher eingetreten sind. 
Wenn es Sie nicht belästigt, könnten Sie den von Hrn. Klüver 
gebrauchten Heliotrop, insofern sich nicht eine gute Gelegenheit zur 
Uebersendung findet, bei sich stehen lassen. Da er immer getragen ist, 
so ist er noch im Stande und bedarf keiner neuen Berichtigung. 
No. 54i. Olbers an Gauss. [28? 
Bremen, 1824 November 20. 
Es wundert mich allerdings, dass noch nichts Officielles von Berlin 
ein gegangen ist; doch mag die unerwartete Heirath des Königs wohl 
einigen Stillstand in Geschäften veranlasst haben. Auch mir hat Bessel 1 ) 
eben das gemeldet, was in Dirksen’s Briefe enthalten ist, und setzt 
noch hinzu: „Ich zweifle nicht, dass sich Gauss in Berlin gefallen 
werde.““) — An Prof. Dirksen habe ich sogleich nach Ihrer Instruktion 
geschrieben, da ich dies allerdings für rathsam hielt. Ich weiss indessen 
nicht, ob Prof. Dirksen Gelegenheit hat, mit den hier entscheidenden 
Behörden oft in Berührung zu kommen. — Sollte noch nichts ange 
kommen sein, und Sie es nicht schon gethan haben, so möchte ich 
anheim geben, ob Sie nicht unseren Freund Lindenau mit der gegen 
wärtigen Lage dieser Angelegenheit vertraulich bekannt machen wollen. 
0 Brief No. 311 vom 27. Okt. im Briefwechsel Olbehs-Bessel. Krm. 
2 ) Bessel schreibt a. a. 0.: „Ich hoffe und glaube, dass Gauss sich in Berlin 
gut gefallen wird.“ Krm.
	        
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