Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Olbers an Gauss. Bremen, 1824 November 20. 
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Klüver habe ich nach Empfang* Ihres letzten Briefes noch nicht 
wieder gesehen. Vorher glaubte er, eine gute Gelegenheit ausmitteln 
zu können, Ihnen den Heliotrop sicher zuzusenden; ich rietli ihm indessen 
selbst, so lange damit zu warten, bis von Ihnen bestimmte Befehle an 
gekommen wären. So bald ich ihn wieder spreche — er wollte mir für 
Sie die neu zu messenden Koordinaten der verschiedenen Observations- 
Punkte auf dem Ansgarius-Thurm bringen — werde ich näher mit ihm 
überlegen, ob er Ihnen den Heliotrop so zuschicken kann, dass das 
Instrument wahrscheinlich nicht dadurch leidet oder merklich verstellt 
wird, sonst aber es gern in Gewahrsam nehmen. Ersteres scheint Inh 
aber deswegen besser, weil ich nun sehr zweifle, ob Sie, mein theuerster 
Freund, selbst noch diese Messungen fortsetzen und vollenden werden, 
und demnach den ganzen Apparat vollständig wieder in Göttingen wissen 
möchte. 
Die bei Ihren Messungen ungewohnten Differenzen in den Drei 
ecken verdienten allerdings noch eine wiederholte Untersuchung, und 
es bleibt mir noch immer sehr wahrscheinlich, dass in dem Dreieck 
zwischen Zeven, Bremen und Brillit etwas von einer Lateral-Befraktion 
eingewirkt habe. Allein ein längerer Aufenthalt zu Wilsede hätte 
gewiss nichts gefruchtet, da die Witterung beständig trübe, regnerisch 
und stürmisch geblieben ist. Seit dem 27. Okt. habe ich den Kometen 
nur ein einziges Mal, am 15. Nov., beobachten können. Encke hat seine 
Hyperbel für diesen Kometen wenigstens insofern aufgegeben, als auch 
er sich durch die Okt.-Beobb. überzeugt hat, dass die Bahn von einer 
Parabel bei weitem unmerklicher verschieden ist. 
Der häufige Regen hat unsere Weser stark angeschwellt, aber noch 
mehr der anhaltende Weststurm ungewöhnlich hohe Fluthen erregt. 
Dabei hatte sich denn hier ganz allgemein die Sage verbreitet, der 
Mond sei unserer Erde in der Mitte des Nov. näher wie je gekommen, 
werde sich ihr aber am 15. Dec. noch weit mehr nähern und dann ganz 
zerstörende Wirkungen hervor bringen. — Kennen Sie irgend eine Ver 
anlassung dieses abgeschmackten Gerüchts? 
Bessel wird Ihnen wohl selbst von seinem Projekt geschrieben 
haben, Himmels-Karten 1 ) zu veranlassen, die alle Sterne, welche man 
noch in einer heiteren Nacht mit einem FRAUNHOEER’schen Kometen 
sucher sehen kann, enthalten sollen. Die Möglichkeit, dies stupende 
Unternehmen in Karten von gleicher Dimension mit den HARDiNG’schen 
auszuführen, hat er mir durch ein kleines, mir zugeschicktes sehr sauberes 
Kärtchen gezeigt, dass die sämmtlichen Sterne auf den 49 Quadrat- 
J ) Brief No. 311 im Briefwechsel Olbers-Bessel und No. 145 im Briefwechsel 
Gaüss-Bessel. Krm.
	        
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