3ßQ Gauss an Olbers. Göttingen, 1824 December 13.
abhanden, solche sofort in officielle zu verwandeln. Inzwischen hatte
schon vorher, bald nach Abgang meines letzten Briefes an Sie, die
Karte noch eine zweite Seite bekommen; was ich selbst davon weiss,
darf ich Ihnen, theuerster Freund, jetzt noch nicht sagen; ich darf aber
jetzt jeden Tag erwarten, sie ganz aufgedeckt zu sehen. Behalten Sie
einstweilen den Heliotrop noch dort, wenn sich nicht eine sehr gute
Gelegenheit zur Uebersendung findet, aber sehen Sie selbst diesen Wink,
von dem ich nach der mir aufgelegten Verpflichtung kaum weiss, ob
ich ihn geben durfte, als bloss Ihnen im engsten Vertrauen gegeben an.
Die Nachrichten, die Sie mir über die Abbildung der Sonne 1819
geben, waren mir insofern interessant, als sie ein neuer Beweis sind,
wie wenig man sich auf die Nachrichten solcher Dilettanten verlassen
kann, deren Verstand und Phantasie kein strenges mathematisches
Studium gebildet und gezügelt hat.
Bei Pastorff, der mich früher viel mit seiner Photosphäre ge
plagt hat, fällt mir das Afstr.] J[ahr]-B[uch] für 1827 ein, worin
ich mit grossem Befremden gesehen habe, dass Bitz seine Erklärung
wegen der Erinnerung von Kunowsky zurückgenommen hat. Ich halte
bis diese Stunde die Erklärung von Bitz für die richtige (im Wesent
lichen), und es schien mir bisher, als ob Hr. Kunowsky, über dessen
höchst seichte Einwendungen ich einiges in der hiesigen Becension 1 )
erinnert habe, den eigentlichen Geist dieser Erklärung gar nicht ver
standen habe. Pastorff beharrte in seinem letzten Briefe an mich
noch immer auf der Bealität des Phänomens, obgleich er das ihm vor
geschlagene Experiment, einen Sektor des Objektives zu bedecken, an
gestellt und den Erfolg, so wie zu erwarten war, beobachtet hatte.
Ich habe in den letzten Tagen meine Messungen die verschiedenen
Plätze in Bremen betreffend wieder vorgenommen und erst jetzt zu
meinem Missvergnügen bemerkt, dass dabei doch noch einiges zu wün
schen übrig bleibt. Die relative Lage der Plätze
Ansgarius, Dom, L. Frauen, Martini, Gymnasium, Domshof,
Wall (bei der Windmühle am Heerden-Thor)
ist mit sehr grosser Schärfe bestimmt, allein der Maasstab dazu, wenn
er aus meinen eigenen Messungen abgeleitet werden soll, beruht nur
auf einfachen Winkelmessungen (ohne Bepetition und bloss je einem
\ ernier). Repetut ist bloss auf dem Steinberg der Winkel zwischen
Ansgarius und Kath. Kirche, von der ich damals irriger Weise glaubte
(da ich das Tagebuch auf dem Steinberg nicht bei mir hatte), dass sie
mit unter jenen Punkten sei. Wenn ich so aus meinen eigenen Messungen *)
*) Recension des Jahrbuchs für 1826 durch Gauss in den G. G. A. (1824 Jan. 3),
in Bd. VI der Werke, S. 630 ff. wieder abgedruckt. Krm.