Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

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Gauss an Olbers. Göttingen, 1824 December 17. 
No. 544. Gauss an ölbers. 1 ) [256 
Göttingen, 1824 December 17. 
Meine Angelegenheit ist jetzt entschieden, ich bleibe in Göttingen. 
Man wünscht zwar in Hannover, dass das Detail der Verhandlungen 
nicht bekannt werde; allein Ihnen, mein bester Freund, muss ich doch 
die Hauptmomente vertraulich mittheilen. 
Ich habe Ihnen zu seiner Zeit geschrieben * 2 ), dass ich die mir 
zuerst aus H[annover] gemachten Anerbietungen abgelehnt hatte. Allein 
bald nachher erhielt ich ebendaher die konfidentielle Anzeige, dass man 
sich dabei nicht beruhigt, sondern den Vorschlag zu einer wahrhaft 
liberalen Verbesserung meiner Lage nach L[ondon] an den K[önig] ab 
gesandt habe, und dass man wenig Zweifel hege, dass derselbe genehmigt 
werden würde. Gleich nach Absendung meines letzten Briefes an Sie 
habe ich nun die Nachricht von der erfolgten Genehmigung erhalten, 
und ich habe daher L[indenau] geantwortet, dass ich nach einem solchen 
Beweise von Wohlwollen meines Gouvernements, wie ich eben erhalten, 
ohne Undankbarkeit die fremden Anträge, wie ehrenvoll und vorteilhaft 
sie auch sein mögen, nicht mehr annehmen dürfe. Ohne mehrere Zu 
fälligkeiten, wenn ich sie so nennen darf, die von kleinen Umständen 
abhängig gewesen sind, hätte wahrscheinlich die Sache eine ganz andere 
Wendung genommen. Jetzt freue ich mich der nahen Aussicht, sie 
Ihnen mündlich sagen zu können, wieder. 
Man hatte mir in B[erlin], da man jetzt keine Officialwohnung 
disponibel habe, einen grösseren Gehalt angeboten, als ich gefordert hatte. 
Allein wenn ich die grössere Theuerung in B[erlin] in Anschlag bringe, 
so werde ich in ökonomischer Rücksicht künftig hier merklich besser 
stehen, als dort der Fall gewesen sein würde. Uebrigens war der An 
trag allerdings in jeder Beziehung auf Stellung, Einfluss und Wirkungs 
kreis höchst ehrenvoll; allein nach den Erklärungen, die ich einmal 
schon vor Empfang des Antrags nach H[annover] von mir gegeben 
hatte, würde mir nunmehr doch keine andere Wahl übrig geblieben 
sein, und in der That, weiss ich doch kaum, ob ich auch im entgegen 
gesetzten Fall eine andere Wahl getroffen hätte. Zu der recht ruhigen 
Benutzung der allerdings etwas grösseren Freiheit, meine Zeit auf rein 
*) Vergl. hierzu auch den Brief Gauss’ an Bessel vom 15. Jan. 1825, No. 147 
des Briefwechsels. I eher die von Hannover aus mit Gauss gepflogenen Verhand 
lungen ist Näheres mitgetheilt in: Sartorius von Waltershausen, Gauss zum Ge- 
dächtniss, S. 58—60. Krm. 
2 ) Brief No. 540. Krm.
	        
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