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Olbers an Gauss. Bremen, 1824 December 22.
No. 545. Olbers an Gauss. [289
Bremen, 1824 December 22.
Meinen herzlichsten, innigsten Glückwunsch zu der endlichen glück
lichen Beendigung einer Angelegenheit, die Sie, und durch warme Theil-
nahme auch mich so lange beunruhigt hat. Sie können denken, mit
welcher Ungeduld ich, nach den dunkelen Winken, die Sie mir unter
dem 13. Dec. gaben, der endlichen Entscheidung entgegensah. Dank
Ihrer gütigen Freundschaft, dass Sie meine Ungeduld so bald befriedigt
haben! Immer war ich indessen im voraus überzeugt, dass man Sie
von H[annover] aus nicht entlassen, G[öttingen] seine grösste Zierde
nicht verlieren lassen würde. Von Vorlesungen konnte man Sie wohl
nicht ganz dispensiren, aber ich hätte auch gewünscht, dass bei der
Sternwarte insofern eine andere Einrichtung getroffen worden wäre,
dass Sie künftig nicht mehr dort Ihre für uns alle so kostbare Zeit
mit Vorbereitungen und solchen Geschäften verlieren müssen, die ein
etwas sorgsamer und an Genauigkeit gewöhnter Gehülfe ebenso gut
oder wenigstens hinreichend gut verrichten könnte. Darüber ist wohl
nichts vorgekommen.
Klüver habe ich noch nicht wieder zu sehen Gelegenheit gehabt;
ich vermuthe aber, dass der Heliotrop schon unterwegs ist, da er schon
vor 5 Wochen eine gute Gelegenheit zur Uebersendung desselben aus
gemittelt zu haben glaubte.
Unendlich freue ich mich, Sie, mein geliebter Gauss, diesen Früh
ling wieder hier, und dann Ihre Verbindungs-Messung geendigt zu sehen.
In den Osterferien ist auch Hoffnung vorhanden, dass Bessel auf seiner
nach Hamburg zur Abholung seines Pendel-Apparats zu unternehmenden
Reise mich besuchen wird.
Sehr dankbar bin ich für die Mittheilung der aus Ihren bisherigen
Messungen folgenden relativen Lage meines Beobachtungs-Zimmers gegen
Ihre Sternwarte. Wenn Sie meinen Garten 147,987 m, den Beob.-Platz
auf dem Domshof aber 147,421 in unter der Göttinger Sternwarte finden,
so liegt dieser Platz doch nicht sondern 0,566 m höher als der Garten.
Aber eben dieser Garten liegt auch noch reichlich einen halben Meter
höher als das Steinpflaster der Sandstrasse vor meinem Hause. Ich
finde also keinen augenscheinlichen Widerspruch in diesen Angaben.
Wie hoch ist nach der Verbindung und Vergleichung Ihrer Messungen
mit den ScHUMACHER’schen die Höhe Ihrer Sternwarte über dem Spiegel
der Ostsee? Können Sie mir auch nicht die scheinbare Höhe des Knopfs
vom Domthurm von meinem Beobachtungszimmer angeben?