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Gauss an Olbers. Göttingen, 1825 Januar 19.
zu können. Letzterem werde ich dann auch ein Verzeichniss aller bis
herigen Höhen beifügen. Es ist sonderbar, dass diese sich mit Schu-
macher’s Bestimmungen nicht vertragen. Ich finde z. B. aus meiner
trigonometrischen Verbindung Schumacher’s Barometer in Altona 73,1
Pariser Fuss über dem Ihrigen, = 12,2 Toisen, während die Baro
metervergleichungen selbst nur 6—7 Toisen gegeben haben mit einer
Ungewissheit (wie Sie bemerken) von \ Toise. Ich gestehe einerseits,
dass ich kaum geglaubt hätte, dass Barometervergleichungen zwischen
zwei 13 Meilen von einander entfernten Orten einen solchen Grad von
Genauigkeit geben könnten, aber ganz entschieden muss ich aussprechen,
dass ich es für unmöglich halte, durch trigonometrische Messungen die
Genauigkeit von \ Toise zu erhalten, wenn nicht alle reciproken Zenith-
Distanzen genau gleichzeitig gemessen werden. \ Toise würde bei dieser
Entfernung einer Veränderung von etwa 2" in den Z.-D. entsprechen,
und ich habe täglich erfahren, dass die Veränderungen in der terrestri
schen Refraktion auf ganze Minuten gehen können. Alles was ich habe
tliun können, dies so wenig als möglich nachtheilig zu machen, war
1) die Messung der reciproken Zenithdistanzen, z. B. von Bremen nach
Zeven und von Zeven nach Bremen, so viel [als] thunlich unter ähn
lichen Umständen zu machen, 2) die Uebergangswege, so viel ich konnte,
zu vervielfältigen. Alle Messungen sind nachher nach der M[ethode]
der kl. Qu[adrate] behandelt und nach aller Ausgleichung differirt doch
z. B. die relative Höhe zwischen Steinberg und Wilsede um 10 Fuss
von der unmittelbaren Bestimmung; dies ist aber die allergrösste, das
was ich mittlere Abweichung nenne, ist 4,8 Fuss und würde wenigstens
50°/ o grösser gewesen sein, wenn ich nicht die oben erwähnte Aehn-
liclikeit atmosphärischer Umstände nach Möglichkeit zu erhalten ge
trachtet hätte, wie sich aus den ungleichen Resultaten für die terrestri
sche Refraktion schliessen lässt. Nach allen Umständen kann ich
unmöglich glauben, dass mein oben angegebener Unterschied zwischen
Altona und Bremen um 5| Toisen unrichtig sein könne; aber 1—2 Toisen
kann er sehr wohl fehlen. Ich muss noch bemerken, dass ich mehrere
Elemente zu diesem Resultate nicht selbst gemessen habe; die Differenz
zwischen Altona und Hamburg, Michaelis Beobachtungszimmer hat mir
Schumacher mitgetheilt; und die Differenz zwischen letzterer Stelle und
dem Knopf des Thurmes und dem Fussboden der Laterne (meinen beiden
Zielpunkten von Timpenberg, Nindorf, Wilsede und Litberg aus) habe ich
provisorisch aus dem Kupferstich von Benzenberg’s Buche entlehnt.
Ich habe dieser Tage von einem allgemein hochgeschätzten Mit
glieder der Berliner Akademie, mit dem ich sonst in gar keiner Ver- *)
*) Leopold v. Buch nach Brief No. 548. Der Brief v. Buch’s ist im Anhang
zu diesem Bande abgedruckt. Krm.