Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Göttingen, 1825 Januar 19. 
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bindung stehe, einen Brief erhalten, der mir viel wärmeres Bedauern 
des Misslingens des bewussten Planes ausspricht, als ich mir eingebildet 
hatte. Er scheint in der Vermuthung geschrieben zu sein, dass meine 
Ablehnung noch nicht ganz unwiderruflich sei, setzt manche Verhält 
nisse in ein ganz anderes Licht, als in dem ich sie bisher sah, und 
könnte mich fast zweifelhaft machen, ob ich mich so unbedingt darüber 
zu freuen habe, dass die Sache die jetzige Wendung genommen hat, 
wenn ich nicht, zufrieden mit meiner nunmehrigen hiesigen Lage und 
aufrichtig dankbar für das wahrhaft liberale Benehmen des Hannover 
schen] Ministeriums, es mir zum Gesetz gemacht hätte, an eine kritische 
Abwägung dessen, was hätte sein können, gegen das, was nun ist, gar 
nicht mehr zu denken. Es bleibt mir bei dem ganzen Gange der 
Sache manches dunkel, wenn ich gleich auf meine Ehre versichern 
kann, dass ein Verdacht, den man in Bjerlin] in Beziehung auf eine 
dabei betheiligt gewesene Person nach jenem Briefe zu haben scheint, 
mir selbst bisher gar nicht in den Sinn gekommen war, und ich auch 
jetzt weit entfernt bin, solchen zu theilen. Sehen Sie diese Andeu 
tungen, theuerster Olbers, die sich in einem Briefe nicht wohl weiter 
entwickeln lassen, bloss als eine vertrauliche Mittheilung für Sie selbst 
an. Auf alle Fälle wiederhole ich, dass ich vollkommen zufrieden bin 
mit der Art, wie man sich in H[annover] und Ljondon] benommen hat. 
Meine äussere Lage ist durch meine Dienst-Einnahme anständig be 
gründet, und ich bin nicht mehr abhängig von ungewissen und zu 
fälligen Zuflüssen. Ueber das Uebrige ist zwar nichts förmlich fest 
gesetzt, aber durch H[oppenstedt] als Organ der Regirung bin ich 
darüber, so viel ich billiger Weise erwarten kann, beruhigt. Rücksicht 
lich der Sternwarte lässt sich in dem jetzigen Augenblicke nichts thun, 
aber ich habe die Ueberzeugung, dass, wenn die Umstände es möglich 
machen, etwas zu thun, dies gewiss geschehen wird. So lange meine 
Messungen dauern, fühle ich auch das Bedürfniss weniger. 
Noch muss ich Ihnen, gleichfalls im Vertrauen, anzeigen, dass ich, 
früher als den erwähnten Brief, einen von unserem Freunde L[indenau] *) 
erhalten habe, worin er mir meldet, dass der Gen. v. M[üffling] ihn 
ersucht habe, jetzt anderweitige Vorschläge für Tralles’ Stelle in 
Bjerlin] zu thun. L[indenau] fühlte sich darüber gewissermaassen in 
Verlegenheit und wünschte von mir ein komparatives Urtheil über 
Mollweide und Buzengeiger. Ich habe mich alles entscheidenden 
Urtheils solcher Art enthalten und bloss, gleichfalls ohne ein Urtheil 
fällen zu wollen, noch erinnert, dass ich aus Briefen von Soldner wisse, *) 
*) Brief No. 16 v. 4. Jan. 1825 im Briefwechsel A. v. Humboldt-Gauss. Dieser 
Brief ist im Anhang - zu diesem Bande wieder abgedruckt. Krm.
	        
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