Olbers an Gauss. Bremen, 1825 Mai 3 und 10.
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wohl auf 3 oder 5 Wochen nicht bestimmen lässt. Warum ich aber,
wenn es möglich ist, beiläufig die Zeit Ihres Hierseins kennen möchte,
davon ist die Ursache, dass meine beiden, einzig von allen meinen Ge
schwistern noch lebenden Schwestern, die Räthin Meyer in Hannover
und die Oberdeichgräfin Martens in Berlin, mir auch einen Besuch
zugedacht haben. Diesen kann ich nun verlegen, wohin ich will, und
Sie, lieber Gauss, müssen sich dadurch auf keine Weise in Ihren Pro
jekten stören lassen; aber angenehm wäre es mir, wenn ich meinen
Schwestern im voraus den Monat nennen könnte, in welchem ich sie
hier sehen möchte.
Prof. Thune hat mir durch Hansen eine Abschrift der Original-
Beobb. Tycho’s der Kometen von 1590 und 1596 geschickt, die er aus
einem auf der Kopenhagener Bibliothek befindlichen Manuskript ab
geschrieben hat. Es ist offenbar, dass Pingré eine Kopie desselben
Manuskripts vor sich hatte, als er Tycho’s Beobb. in seiner Cométo-
graphie bekannt machte. Allein einiges hat er doch zu sehr abgekürzt,
anderes nicht ganz Unerhebliches weggelassen, und ich habe nun ein
mal so eine bigotte Verehrung für alle Original-Berichte von Thatsachen
und also auch von astronomischen Beobb., dass ich doch wünschen
möchte, diese Original-Beobb. irgendwo vollständig bekannt gemacht
zu sehen. Sollte einst ein Tychonischer Komet wiederkehren, so kann
vielleicht auch der kleinste von Tycho erwähnte Umstand wichtig werden.
Ich höre, dass Argelander die Absicht hat, Svanberg’s astro
nomische Beobb. in Lappland bei der Gradmessung mit besseren In
strumenten zu wiederholen.
An Hrn. Klüver w r erde ich Ihre Befehle bekannt machen. Es wird
mir angenehm sein, auch Hrn. Lieutenant Hartmann kennen zu lernen.
No. 568. Olbers an Ganss. 1 ) [300
Bremen, 1825 Mai 10.
Meinen herzlichsten, innigsten Dank für Ihre so gütige Aufnahme in
Zeven und für die angenehmen Stunden, die ich dort in Ihrer und
Schumacher’s Gesellschaft verlebt habe. Ich kam hier sehr ermüdet
erst um 9)> Uhr Abends zurück. Das Gewitter, dessen grösste Wuth
ich im Holze zwischen Kirchtimke und Tarmstedt zu überstellen hatte, 9
9 Zwischen diesem und dem vorigen Briefe liegt der Besuch Olbers’ und Schu
macher’s bei Gauss in Zeven (Mat 6—8 ungefähr). Vergl. Briefwechsel Olbers-Bessel
No. 318, Gauss-Schumacher No. 247, 248. Krm.