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Gauss an Olbers. Osterholz, 1825 Juni 5.
No. 575. Gauss an Olbers. 1 ) [271
Osterholz, 1825 Juni 5.
Morgen denke ich nach Bremerlehe abzureisen; ich bitte daher,
wenigstens für die beiden nächsten Posttage vom 8. und 11. Ihre Briefe
dahin „bei Madame Muhl“ gütigst zu adressiren.
Da ich die Briefe hier im Wirthshause zurücklassen muss, so
nehme ich mir, weil ich durch Ihre demnächstige Antwort die hiesige
richtige Auflieferung am frühesten erfahren werde, die Freiheit, einen
Brief an den Hptm. Müllek hier beizuschliessen mit der Bitte, solchen
dort mit den anderen, die Sie inzwischen etwa für ihn erhalten haben
werden, auf die Post liefern zu lassen.
In Garlste sind mir Wetter und andere Umstände sehr ungünstig
gewesen. Der Himmel gebe bald anhaltend gutes Wetter. Mit meinem
Befinden geht es sonst jetzt ziemlich gut.
Es ist schon sehr spät; ich muss daher schliessen.
Schumachek werde ich seine Briefe von Lehe aus sogleich zu
senden. Die Barometermessung mit Litberg verglichen, giebt also
Bremen noch 3 Toisen tiefer * 2 ) als die trigon. Verbindung.
No. 576. Olbers an Gaiiss. [305
Bremen, 1825 Juni 8.
Hier ein gestern für Sie angekommener Brief.
Seit 2 Tagen hat sich hier die trübe und kalte Witterung ge
ändert, und wir haben am Nachmittag und Abend heiteren Sonnen
schein gehabt. Hoffentlich werden Sie auch bei Ihren Operationen da
durch begünstigt worden sein. Allein des Nachts war der Himmel so
anhaltend bedeckt, dass ich den Kometen erst einmal, vorgestern, habe
sehen können. Er ist klein, aber sehr hell; ich glaube, wenn die
nächtliche Dämmerung nicht hinderlich wäre, würde man ihn mit blossen
Augen erkennen können. Er hatte etwa 85° Al und 81° nördl. Dekl. —
Wahrscheinlich ist er Ende Mai oder Anfangs Juni durch seine Sonnen
nähe gegangen, ist seiner wahren Bewegung nach rückläufig und wird
sich nun nach seiner Konjunktion mit der Sonne auch schnell wieder
von der Erde entfernen.
x ) Der Brief ist in deutscher Schrift geschrieben. Krm.
2 ) 3 m höher nach Brief No. 577. Krm.