Full text: Wilhelm Olbers (2. Band, 2. Abtheilung)

Gauss an Olbers. Gnarrenburg. 1825 Juli [26—80]. 425 
wobei aber doch der wahrscheinliche Fehler nur fast genau — 0",140 
wird, so dass 1 gegen 1 gewettet werden kann, jene Grösse liege nicht 
ausserhalb der Grenzen 0 und -j- 0",28. Die Messungen auf dem Timpen- 
berg 1823 gaben die Grösse -j-0",070 mit dem Gewicht 28. Darf man 
sie vereinigen, so wäre der Werth für 1823 
—{— 0 ,r ,l 14 mit dem Gewicht 75. 
Ich werde nach und nach sämmtliche Stationen berechnen und dann 
den Einfluss mit in Rechnung bringen. 
2) Man sollte nie anders als unter günstigen Umständen beobachten, 
wo die Luft nicht wallt, kein Wind das Instrument erschüttert, die 
Aufstellung ganz solide ist. Freilich wird man dann oft in mancher 
Woche gar nicht beobachten und selten an einem Tage mehr als 
1—2 Stunden, hohe Bergstationen vielleicht ausgenommen, dafür aber 
sind 50 solcher Messungen mehr werth als 500 unter ungünstigen Um 
ständen. 
Unsere Instrumente sind eigentlich, falls ihre Trefflichkeit ganz 
benutzt wird, zu gut für den habituellen Zustand der Atmosphäre; die 
Fehler durch die Wallungen in letzterer sind 10 fach grösser als die 
unvermeidlichen vom Instrument herrührenden. Dasselbe gilt wohl auch 
von den astronomischen Beobb. 
3) Wenn es irgend möglich ist, sollen die Heliotroplichter ganz 
frei erscheinen, wo das aber nicht sein kann, soll nie zwischen die 
Fäden, sondern immer auf einen pointirt werden, durch die Befangen 
heit der Bisektion kann sonst ein in konstantem Sinn wirkender und 
vielleicht auf 1"4 bis 2" steigender Fehler entstehen. Dass ein solcher 
Fehler entstehen kann, habe ich zwar immer vermuthet, aber ohne die 
Erfahrungen in Langwarden hätte ich nie geglaubt, dass er so gross 
sei. Ich habe früher öfter auf den Faden pointirt, aber freilich fast 
nur, wo das Licht frei erschien, und dann nie einen entschiedenen 
Unterschied gefunden; ich habe diese Beobachtungsart — wie ich jetzt 
bedauere — daher fahren lassen, weil sie mir viel beschwerlicher ist, 
und ich, im Allgemeinen auch gewiss mit Recht, glaubte, ich könne auf 
die Fäden nicht so genau pointiren als dazwischen. 
4) Bei alledem aber halte ich mich überzeugt, dass Lateral- 
Refraktionen existiren in konstantem Sinn bei der zum Beobachten 
tauglichen Tageszeit, wenn das Licht nahe bei Bäumen etc. vorbei 
streicht. Die oben 1) bis 3) angegebenen Umstände wirken doch in 
mehreren Dreiecken nicht so stark, um die grossen Anomalien der 
Winkelsumme zu erklären, und sie würden von der Fehlersumme in 
dem Dreieck z. B. Garlste—Lehe—Varel, wo sie 4",9 beträgt, schwer 
lich mehr als 1"4 bis 2" abdingen können, und das Uebrige ist dann 
noch viel zu gross, um auf die unregelmässigen Messungsfehler ge
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.